Cholesterin: keine Panik

Es stimmt: Cholesterin kann sich in die Herzkranzgefäße einlagern und so dem Herzen schaden. Ein Zuviel an Cholesterin erhöht das Risiko, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu bekommen, und verkürzt somit die Lebenserwartung. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Denn fairerweise muss man sagen, dass Cholesterin nicht allein für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich ist. Gleichberechtigte Mitschuldige sind Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen, Bluthochdruck und andere erhöhte Blutfette (wie auch die sogenannten Triglyceride). Je mehr Risikofaktoren vorliegen, desto höher klettert das Risiko zu erkranken.

Fakt ist auch: Unser Körper ist auf Cholesterin angewiesen. Dieses Blutfett ist ein elementarer Baustein sämtlicher Körperzellen. Ohne Cholesterin lägen unsere Nerven blank und wären unsere Blutkörperchen starr und unelastisch. Zudem ist Cholesterin Ausgangsstoff für Vitamin D, Hormone und Gallensäuren. Der Körper produziert es sogar selbst: etwa 1 bis 1,5 Gramm täglich. Also wesentlich mehr, als die wünschenswerte Zufuhr von außen sein sollte. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, täglich nicht mehr als 300 Milligramm mit der Nahrung aufzunehmen.

Mediterrane Kost senkt Infarktrate

Da die Deutschen aber diesbezüglich oft nicht Maß halten, futtern sie sich quasi eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Herzinfarkt an. „In Ländern, in denen Infarkte häufig in der Bevölkerung vorkommen, wird wesentlich mehr tierisches Fett und Eiweiß gegessen als in Ländern mit einer geringen Häufigkeit von Herzinfarkten“, sagt der Kardiologe Professor Dr. Helmut Gohlke, Chefarzt der klinischen Kardiologie im Herzzentrum Bad Krozingen. In Mittelmeerländern wie Italien und Griechenland stehen seltener Fleisch und Milchprodukte auf dem Speiseplan. Dafür werden häufiger Gemüse, Salat und Olivenöl verzehrt. „In diesen Ländern treten Herzinfarkte deutlich seltener auf“, weiß Gohlke, der an der Erstellung der Risikotabelle mitgewirkt hat.

In der Tat: In Deutschland sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Todesursache Nummer 1. Fast jeder Zweite stirbt daran. Was hat Cholesterin damit zu tun? Zu viel Blutfett erhöht die Gefahr, dass sich Fettmoleküle in den Arterien absetzen. Dadurch verengt sich auf Dauer der Durchmesser der Blutgefäße. Das behindert die Durchblutung, das Risiko für einen Herzinfarkt steigt. Besonders häufig entstehen solche Ablagerungen an den Herzkranzgefäßen, also den Gefäßen, die das Herz mit Blut versorgen. „Dann wird das Herz nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Der Patient spürt Herzrasen, Übelkeit oder hat das Gefühl, bewusstlos zu werden. Das können Vorboten eines Herzinfarktes sein. Wenn das Gehirn zu wenig Sauerstoff erhält, zu einem Schlaganfall“, erklärt Gohlke.

Sprechen Ärzte von einem Zuviel an Cholesterin, ist meist das LDL-Cholesterin gemeint. Mediziner unterscheiden zwischen gutem und schlechtem Cholesterin. Da Cholesterin schlecht wasserlöslich ist und deshalb nur schwer im Blut schwimmen könnte, arbeitet der Körper mit Transportsystemen, und zwar in Form von Eiweißhüllen, sogenannte Lipoproteine, unterschiedlicher Dichte. Von Bedeutung sind:

Lipoproteine von niedriger Dichte (low density lipoprotein – kurz LDL)
Lipoproteine von hoher Dichte (high density lipoprotein – kurz HDL)

LDL-Teilchen lagern Cholesterin in den Wänden der Blutgefäße ab. Dadurch steigt die Gefahr, an Arteriosklerose zu erkranken. LDL-Partikel werden deshalb auch als böses Cholesterin bezeichnet. Ganz anders sein Bruder: HDL-Partikel transportieren überschüssiges Cholesterin zur Leber. Dort wird es abgebaut und schließlich ausgeschieden. Hohe HDL-Werte bedeuten somit gewissermaßen einen Schutz vor Arteriosklerose.

Grenzwerte sind strittig

Ein erhöhter Cholesterinwert: ein Notfall? Sicher nicht, denn strittig ist nach wie vor, welcher Grenzwert für Cholesterin sinnvoll. Klar scheint nur zu sein, dass die HDL-Konzentration hoch sein darf, während die von LDL möglichst gering gehalten werden sollte. Als ungefährlich, sofern keine weiteren Risikofaktoren vorliegen, gilt ein Gesamtcholesterinwert bis zu 200 mg/dl, Werte bis 240 mg/dl als grenzwertig, so die Angaben der Lipid-Liga.

Beim LDL-Cholesterol werden Werte bis 100 mg/dl als optimal angesehen, als grenzwertig solche zwischen 130 und 160 mg/dl. Als untere Grenze beim guten HDL gelten 40 mg/dl bei Männern und 50 mg/dl bei Frauen. Ein HDL-Spiegel von mindestens 60 mg/dl bei Männern und 70 mg/dl bei Frauen gilt als Schutzfaktor für das Herz. „Bei Menschen, die bereits an einer Angina pectoris leiden, einen Herzinfarkt hatten oder Diabetiker sind, sind höchstens 100 mg/dl LDL-Cholesterin empfehlenswert“, so Gohlke. Wie viel Cholesterin und andere Blutfette im Blut vorhanden sind, lässt sich durch eine Blutprobe ermitteln. Dies kann der Arzt machen, doch auch viele Apotheken bieten gegen eine geringe Gebühr die Untersuchung der Blutfette an.

Joggen für den HDL-Spiegel

Zugegeben: Manchmal ist eine erblich bedingte Störung des Fettstoffwechsels die Ursache für erhöhte Cholesterinwerte. Auch können andere Erkrankungen wie solche der Schilddrüse, der Leber oder der Gallenwege dahinter stecken. Doch in den meisten Fällen ist es eine zu üppige Lebensweise, die die Blutfette in die Höhe treibt.

Als gesunde Ernährung gelten eine fettarme Kost mit wenig Fleisch, Wurst und Zucker, dafür mit viel Salat, Obst und Gemüse. Heute weiß man, dass zu viel Fett dem Körper schadet. Doch Fett ist nicht gleich Fett. Zu viele gesättigte Fettsäuren, wie sie in tierischen Fetten enthalten sind, treiben eine Arteriosklerose und damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen voran. Die ungesättigten Fettsäuren aus pflanzlichen Ölen oder aus fetten Kaltwasserfischen wie Lachs, Thunfisch oder Hering wirken dagegen entzündungswidrig und somit gefäßschützend. Zwei bis drei Fischmahlzeiten pro Woche reichen aus, um den Bedarf zu decken.

Dreimal pro Woche

Untersuchungen haben überdies gezeigt, dass regelmäßiges mäßiges sportliches Training das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten mindert. Sport senkt zwar nicht das Gesamt- und LDL-Cholesterin, hebt jedoch den Wert des HDL-Cholesterins an. Ausdauersportarten wie Schwimmen, Joggen oder Radfahren sind am besten geeignet. Dreimal pro Woche mindestens 30 Minuten sind ideal.

Durch eine Umstellung auf eine cholesterinarme Kost und regelmäßige Bewegung lässt sich der Cholesterinspiegel etwa um 20 Prozent senken. Wenn das nicht genügt, verordnet der Arzt lipidsenkende Arzneimittel, die in jedem Falle regelmäßig eingenommen werden müssen. In Abhängigkeit von der Substanz lässt sich mit ihnen der LDL-Spiegel um bis zu 40 Prozent drücken. Und jetzt wäre es gelacht, wenn das mit dem Cholesterinspiegel nicht in Ordnung kommen würde.

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