Eine HIV-Infektion beziehungsweise deren Therapie schützt möglicherweise vor Multipler Sklerose (MS). Mit dieser These sorgte der australische Virologe Professor Dr. Julian Gold vom Albion Centre in Sydney Anfang des Jahres für Aufsehen. Jetzt legte er im «Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry» Daten aus einer großen Studie vor, die seine Theorie untermauern.
Gold und Kollegen werteten Daten des britischen Gesundheitssystems von mehr als 21.000 HIV-Infizierten und knapp 5,3 Millionen Kontrollpersonen aus, die zwischen 1999 und 2011 in britischen Krankenhäusern behandelt wurden. Dabei zeigte sich, dass HIV-Patienten ein um 62 Prozent niedrigeres Risiko hatten an MS zu erkranken als Nicht-HIV-Infizierte. Als Erklärung für diesen MS-Schutz vermuten die Autoren nicht die HIV-Infektion selbst, sondern vielmehr die HIV-Medikamente. Ihrer Theorie nach spielen für eine MS-Erkrankung Überbleibsel lange zurückliegender Virusinfektionen eine Rolle. Mit den antiviralen Arzneimitteln, die gegen HIV eingesetzt werden, behandele man quasi aus Versehen diese Viren-Altlasten im Körper gleich mit und verhindere so, dass es zu MS kommt.
Zwar ist das Ergebnis der Studie statistisch aussagekräftig, dennoch lässt sich damit nicht belegen, dass die HIV-Therapie vor MS schützt. Denn in der Studie wurde nicht erfasst, ob beziehungsweise mit welchen Arzneistoffen die HIV-Patienten überhaupt medikamentös behandelt wurden. Da die HIV-positiven Teilnehmer der Studie im Jahr 1999 identifiziert wurden und zu diesem Zeitpunkt die internationalen Leitlinien zur HIV-Therapie einen möglichst frühen Therapiestart vorsahen, ist es allerdings sehr wahrscheinlich, dass die meisten HIV-positiven Teilnehmer antivirale Medikamente erhielten.
am/PZ/RF
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