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Zu häufig Psychopharmaka in der Pflege

06.04.2017

In deutschen Pflegeheimen kommen zu häufig Psychopharmaka zum Einsatz. Zu diesem Ergebnis kommt die Pharmakologin Professor Petra Thürmann in einer Studie, die im aktuellen Pflegereport der AOK veröffentlicht wurde. Besonders betroffen sind demnach Pflegebedürftige mit Demenz.

Demenzkranke werden oft mit Psychopharmaka ruhiggestellt.
Pflegeheimbewohner werden häufig mit Medikamenten ruhiggestellt.
© bilderstoeckchen - Fotolia

Insgesamt erhalten gut 30 Prozent der rund 800.000 Heimbewohner in Deutschland ein Antidepressivum. Einen Unterschied zwischen Pflegebedürftigen mit und ohne Demenz gibt es dabei kaum. Anders sieht es hingegen beim Einsatz von Präparaten aus der Gruppe der sogenannten Neuroleptika aus. Diese sind zur Behandlung von Psychosen zugelassen. Während nur knapp 20 Prozent der Heimbewohner ohne Demenz ein entsprechendes Präparat erhalten, sind es bei den dementen Pflegebedürftigen ganze 43 Prozent.

„Der breite und dauerhafte Neuroleptika-Einsatz bei Pflegeheimbewohnern mit Demenz verstößt gegen die Leitlinien“, sagte Thürmann. Lediglich zwei der Wirkstoffe seien für die Therapie von Wahnvorstellungen bei Demenz zugelassen und auch dann nur für eine Behandlungsdauer von maximal sechs Wochen, so Thürmann. Der Nutzen einer Neuroleptika-Therapie sei bei Demenzpatienten zudem nicht besonders groß. Eine deutliche Besserung der Symptome tritt demnach bei maximal 20 Prozent der Betroffenen ein.

Dass Psychopharmaka in deutschen Pflegeheimen sehr häufig zum Einsatz kommen, bestätigt auch eine Umfrage des wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) unter rund 2500 Pflegekräften. Demnach erhalten mehr als die Hälfte der Heimbewohner (56 Prozent) ein entsprechendes Medikament, knapp zwei Drittel (64 Prozent) länger als ein Jahr. „Das Problembewusstsein der Pflegekräfte muss hier offensichtlich geschärft werden“, sagte WIdO-Expertin Antje Schwinger. Zudem müssten nicht-medikamentöse Alternativen im Umgang mit Demenzpatienten deutlich stärker im Arbeitsalltag verankert werden. Dazu zählen etwa bestimmte Beschäftigungsangebote oder Bewegungsförderung.

Sch/<link http: www.pharmazeutische-zeitung.de>PZ

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