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Eisschwimmen ist ein gutes Training für die Gefäße und stärkt das Immunsystem.
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Was in Skandinavien eine Art Nationalsport ist, findet auch hierzulande immer mehr Anhänger. Was aber fasziniert daran, im Winter in einem eiskalten See zu schwimmen? Wir haben dazu Winterschwimmerin Julia Wittig aus Burghausen gefragt.
Klirrende Kälte, Sonne satt, drei Grad Celsius Wassertemperatur: Julia Wittig (37) gleitet durch den Wöhrsee in Burghausen. Wann immer es geht, trainiert die Grundschullehrerin hier. Für eine Distanz von 1 000 Metern im Eiswasser hält sie sogar den Weltrekord – mit 13 Minuten und 7 Sekunden. Sie gibt auch zu: "Die ersten 500 Meter fühlen sich noch okay an, die zweiten 500 Meter tun dann schon weh." Viele Zuschauer sagen deshalb, die wahren Helden von Eisweltmeisterschaften sind nicht die schnellen Schwimmer, sondern die langsamen – weil sie viel länger im eiskalten Wasser ausharren müssen.
Die langsamsten Schwimmer bei der vergangenen WM benötigten für den Kilometer rund 25 Minuten. Anhänger dieses Sports sagen, dass Eisschwimmen süchtig macht. Grund: Sobald der Körper mit dem kalten Wasser in Kontakt kommt, setzt er Adrenalin und Endorphine frei. Das löst bei den Schwimmern in der Folge Glücksgefühle und eine tiefe Ruhe aus, die den ganzen Tag anhält.
Schwimmen war immer Julia Wittigs Leidenschaft. Zum Eisschwimmen kam sie durch Zufall. "Der Wöhrsee liegt bei mir um die Ecke. Vor drei Jahren habe ich im Winter Schwimmleinen dort entdeckt. Von Neugier ergriffen, habe ich es mal testen wollen und bin so vom Sommerbaden zum Winterschwimmen gekommen", erzählt sie. Viele schütteln den Kopf über dieses Hobby: Wer schwimmt schon freiwillig in unter fünf Grad Celsius kaltem Wasser, wenn Schnee liegt und der See teilweise zugefroren ist? "Ich brauche einfach die
Herausforderung. Danach liege ich auch gern gemütlich auf der Couch und genieße meinen Cappuccino", so Julia Wittig. Sie findet es spannend, die eigene Schmerz- und Belastungsgrenze nach oben zu schieben. "Und ich liebe das Gefühl, wenn sich alle meine Mühe auszahlt, ich mein Ziel erreicht habe und sich andere mit mir freuen. Das macht mich immer dankbar und glücklich."
Von den positiven Nebeneffekten ganz abgesehen: "Ich bin vergangenen Winter nicht krank geworden – obwohl um mich herum die Grippe grassierte«", sagt Julia und lächelt.
Narimaan Nikbakht
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