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Schwangerschaft: Was bei Verstopfung hilft

Natascha Schleif  |  01.05.2024

Während der Schwangerschaft verändert sich der Körper. Es ist ganz normal, dass dabei auch die Verdauung hin und wieder verrücktspielt. Vor allem Verstopfungen treten bei schwangeren Frauen häufig auf, weiß Gynäkologe Dr. Klaus Doubek aus Wiesbaden.

Schwangere Frau, trinkt ein Glas Wasser.
Viel Wasser, sanfte Bewegung und eine ballaststoffreiche Ernährung können bei Verstopfungen in der Schwangerschaft helfen.
© eggeeggjiew/iStockphoto

Wann spricht man überhaupt von einer Verstopfung?

Doubek: Da jeder einen persönlichen Verdauungsrhythmus hat, spricht man von Verstopfung dann, wenn sich in den letzten Wochen oder Monaten etwas merklich verändert hat: deutlich weniger Toilettengänge als früher und zudem harte, trockene Stühle, die besonders schwer auszuscheiden sind. Aber auch wenn eine Schwangere generelles Unbehagen beim Stuhlgang hat, sollte sie nicht davor zurückscheuen, es bei einem der Vorsorgetermine in der Frauenarztpraxis anzusprechen.

 

Warum haben so viele schwangere Frauen einen trägen Darm?

Doubek: Die Schwangerschaft selbst bringt sehr viele Veränderungen für den Körper mit sich. Es finden hormonelle Veränderungen statt, die Einfluss auf die Verdauung haben können. So zum Beispiel der gesteigerte Progesteronspiegel: Progesteron hat in der Schwangerschaft viele wichtige Aufgaben, verhindert etwa Kontraktionen der Gebärmutter und erhält somit auch eine Schwangerschaft im frühen Stadium. Die Muskelentspannung wirkt sich aber auch auf den Darm aus, der dann nicht mehr so aktiv arbeitet. Auch durch das wachsende Ungeborene verschieben sich die Organe im Bauchraum und es kann mehr Druck auf den Darm entstehen, was die Darmbewegungen behindert.

Spielt auch die Ernährung eine Rolle?

Doubek: Ja, zu wenig Ballaststoffe und wenig Trinken können ebenfalls zu Verstopfung führen – das kann auch unbewusst geschehen, wenn sich aufgrund der Schwangerschaft die Vorlieben geändert haben oder bestimmte Nahrungsmittel vorübergehend zu Übelkeit führen. Auch Präparate, die von einigen Schwangeren genommen werden, zum Beispiel solche mit Eisen, können Verstopfung begünstigen.

Was hilft in diesem Fall?

Doubek: Im Hinblick auf Eisenpräparate empfehle ich verschiedene Dinge, unter anderem kann ein Variieren des Einnahmezeitpunktes die Beschwerden verbessern, wenn das Präparat zum Beispiel vor dem Schlafengehen oder zwischen den Mahlzeiten eingenommen wird. Außerdem ist es ratsam, zeitgleich Lebensmittel oder ein Präparat mit Vitamin C einzunehmen. Dadurch wird die Eisenaufnahme verbessert und es kann damit möglicherweise eine geringere Dosierung ausreichen, was die Verstopfungssymptome ebenso mildert. Zudem gibt es Eisen in unterschiedlichen Darreichungsformen – möglicherweise ist ein Eisensaft besser verträglich als eine Eisentablette. In jedem Fall sollte hier die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt erfolgen. Denn eine ausreichende Eisenversorgung während der Schwangerschaft ist wichtig und benötigt eine individualisierte Empfehlung. In manchen Fällen sind auch Eiseninfusionen möglich, so wird der Verdauungstrakt komplett umgangen.

Was können betroffene Frauen ansonsten noch tun?

Doubek: Ich empfehle eine ballaststoffreiche Ernährung mit Vollkornprodukten, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen. Ballaststoffe fördern die Darmgesundheit und erleichtern die Darmpassage nicht nur in der Schwangerschaft. Auch Trockenfrüchte wie getrocknete Pflaumen, Aprikosen oder Feigen regen die Darmtätigkeit auf natürliche Weise an. Hier sollte auf den hohen Zuckergehalt geachtet und die Trockenfrüchte daher in Maßen genossen werden. Probiotische Lebensmittel wie Joghurt können ebenso die Darmgesundheit und -tätigkeit unterstützen. Auch Flohsamenschalen tragen zu einer verbesserten Verdauung bei, aber nur, wenn dazu ausreichend getrunken wird. Flohsamenschalen quellen um ein Vielfaches auf und sind sehr ballaststoffreich. Ein bis zwei Teelöffel pro Tag, mehr sollten es nicht sein – und pro Teelöffel ein bis zwei große Gläser Wasser. Sonst erreicht man mit den Flohsamenschalen möglicherweise das Gegenteil von einer besseren Verdauung. Und auch regelmäßige Bewegung – angepasst an den Zeitpunkt in der Schwangerschaft – fördern die Darmbewegung. Das können auch Spaziergänge, Schwimmen oder spezielle Schwangerschaftsübungen wie Yoga sein.

Dürfen Schwangere auch Medikamente gegen Verstopfung einnehmen?

Doubek: Wenn Lebensstiländerungen mit ballaststoffreicher Ernährung und Flohsamenschalen, ausreichend Flüssigkeit und Bewegung sowie ein möglicher Wechsel des Eisenpräparats keine Verbesserung bringen, dann gibt es auch Medikamente wie Stuhlweichmacher, um die Verstopfung zu verbessern. Diese sind nach Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Arzt in der Schwangerschaft möglich und verträglich. In seltenen Einzelfällen können auch Glycerin-Zäpfchen oder ein Miniklistier zur symptomatischen Behandlung sehr hartnäckiger Verstopfung zum Einsatz kommen. Meist löst sich aber die Verstopfung bereits sanft mit einer Veränderung des Lebensstils.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Natascha Schleif.

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