Apotheken in der Schweiz zählen Antibiotikatabletten ab

24.05.2019

Als eine Maßnahme gegen die Entwicklung von Resistenzen gegen Antibiotika wurde im Schweizer Kanton Tessin ein Pilotprojekt gestartet: Apotheken geben dort nur noch die wirklich benötigte Menge an Antibiotika heraus. Nicht benötigte Tabletten verbleiben in der Apotheke und stehen für Folgerezepte zur Verfügung oder werden nach Therapieende entsorgt.
Oft erhalten Patienten mehr Tabletten als nötig, weil es eine exakt passende Packungsgröße nicht gibt. image.originalResource.properties.copyright

Wenn ein Kunde mit einem Rezept für ein Antibiotikum in eine Apotheke im Tessin kommt, kann es seit Neuestem sein, dass er exakt so viele Tabletten bekommt, wie er laut Verschreibung einnehmen soll. Keine mehr. Der Rest bleibt in der Apotheke und kann ausgehändigt werden, falls die Behandlung verlängert wird, oder er wird verworfen, wenn die Therapie beendet wurde.

Die genaue Herausgabe der Medikamente soll die unsachgemäße Verwendung und damit der Entstehung von Resistenzen vorbeugen. Denn viele Patienten bewahren verbleibende Tabletten auf und nehmen sie bei einer weiteren Erkrankung unter Umständen eigenmächtig ein, verabreichen sie Kindern oder geben sie an Dritte weiter.

Da die Anzahl der verschriebenen Tabletten je nach Erkrankung und erforderlicher Dosierung von Fall zu Fall unterschiedlich ist, sind nicht immer exakt passende Packungsgrößen verfügbar. Abgegeben wird die nächst größere Packung. Bisher waren die meisten Patienten mit dem neuen Vorgehen einverstanden, wenn es ihnen erläutert wurde. Nur wenige verlangten den gesamten Packungsinhalt, da sie diesen komplett bezahlen mussten. Das Projekt entstand auf Initiative des Apothekers Giovan Maria Zanini, die Teilnahme der Apotheken ist freiwillig.

In einer französischen Studie, die schon vor einigen Jahren ein ähnliches Konzept verfolgte, wurde durch die bedarfsgerechte Abgabe nicht nur der Fehlgebrauch von Antibiotika verringert, sondern 90 Prozent der Patienten nahmen die abgezählten Tabletten tatsächlich ein – in der Kontrollgruppe waren es nur zwei Drittel.

ZOU