Achluophobie: Angst vor der Dunkelheit

NK | 07.01.2023

Längst nicht nur Kinder fürchten sich, wenn es dunkel ist. Auch viele Erwachsene leiden unter Achluophobie, der Angst vor Dunkelheit. Was hilft, erläutert ein Experte.
Beeinträchtigt die Angst vor der Dunkelheit den Alltag und den Schlaf, sollte man das nicht einfach hinnehmen. image.originalResource.properties.copyright

Ein mulmiges Gefühl, wenn es dunkel ist: Das kennen längst nicht nur Kinder. „Generell ist es völlig natürlich, wenn wir uns im Dunkeln nicht ganz wohl in unserer Haut fühlen - das ist unter anderem evolutionär bedingt“, erklärt Dr. Andreas Hagemann, Ärztlicher Direktor der psychosomatischen Privatkliniken Duisburg, Eschweiler und Merbeck. „Schließlich lauerten schon in Urzeiten im Dunkeln wilde Tiere oder unbekannte Gefahren“, so der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie weiter. „Es ist einfach schwerer, Geräusche oder Umrisse eindeutig zu erkennen und als harmlos einzustufen. Die Orientierungsmöglichkeiten sind eingeschränkt“, sagt Hagemann. Da werden Schatten an der Wand oder Umrisse eines Gegenstandes schnell zur unbekannten Gefahr. Diese illusionäre Verkennung, so der Fachausdruck, dürfte den meisten Menschen bekannt vorkommen. „Kommen zu diesen Gegebenheiten noch als traumatisch erlebte Ereignisse, etwa aus der Kindheit oder Jugend hinzu, kann dies zu einer regelrechten Angst vor der Dunkelheit, der Achluophobie, führen“, weiß Hagemann aus täglicher Praxis.

Probleme bereiten bei Angsterkrankungen in der Regel Gedanken darüber, was in der Zukunft alles passieren könnte, wenn dieses oder jenes passiert. „In der Vorstellung werden alle diese Gedanken plötzlich zur Gewissheit und die Angst bereitet uns darauf vor, adäquat auf etwas zu reagieren, was aber nie eintritt“, erläutert der Facharzt. Statt sich mit der Angst abzufinden, sollte man versuchen, diese in kleinen Schritten zu bekämpfen.

Nachtlicht schafft Abhilfe

Bei leichten Beschwerden hilft es manchmal auch bei Erwachsenen bereits, nachts eine kleine (Schlummer-)Leuchte oder, als Orientierungspunkt, ein Nachtlicht brennen zu lassen. Hilfreich sein könne Hagemann zufolge zudem ein (spät-)abendliche Spaziergang im Dunkeln. „Schauen Sie in den Sternenhimmel und Sie werden feststellen, dass die Nacht auch wunderschön sein kann“, sagt der Experte. Daneben sind oft auch Entspannungsübungen wie Progressive Muskelrelaxation, leise Musik oder die unbeschwerte Roman-Lektüre zur „mentalen Einstimmung“ auf die Nacht hilfreich. Auch Meditations- Apps, Yoga und Achtsamkeitsübungen können helfen, den Körper zur Ruhe zu bringen, das vegetative Nervensystem in den Ruhezustand zu versetzen. Den katastrophenartigen Befürchtungen kann die Realität entgegengesetzt werden.

Ängste nicht den Alltag bestimmen lassen

„Problematisch wird es vor allem dann, wenn Ängste beginnen, unser Leben zu beeinflussen und die Angst zur Angststörung wird“, sagt Hagemann. Nicht selten kommt es dann zu Schlafstörungen. Unruhe, Herzklopfen und Nervosität sind weitere Begleiterscheinungen einer übersteigerten Furcht vor Dunkelheit. „Spätestens ab diesem Zeitpunkt handelt es sich um eine behandlungsbedürftige Angsterkrankung“, so Hagemann. In diesem Fall ist eine Verhaltenstherapie das Mittel der Wahl.