Akute Mittelohrentzündung: Antibiotika machen nicht schneller gesund

ZOU | 29.11.2023

Eine Cochrane-Überprüfung zeigt: Abwarten und bei Bedarf Schmerzmittel sind meist die beste Behandlung, wenn Kinder eine akute Mittelohrentzündung haben. Antibiotika besserten die Beschwerden innerhalb von 24 Stunden nicht merklich.
Haben Kinder eine Mittelohrentzündung, lindern Antibiotika die Schmerzen kaum. image.originalResource.properties.copyright

Eine akute Mittelohrentzündung macht Kindern sehr zu schaffen: Sie leiden unter Ohrenschmerzen und Fieber und können nicht gut schlafen. Da sind die meisten Eltern froh, wenn ein Antibiotikum verschrieben wird, das Hilfe verspricht. Das ist aber nicht unbedingt der Fall: Eine Auswertung von 19 Studien, die Antibiotika mit einem Placebo oder abwartender Behandlung verglichen haben, zeigt kaum Unterschiede.

Mit oder ohne Antibiotikum hatten sich die Beschwerden nach 24 Stunden bei etwa zwei Drittel der Kinder verbessert, und die Kinder hatten mit Antibiotikum nur geringfügig weniger Schmerzen. Auch Rückfälle waren unabhängig von der Behandlung etwa gleich häufig.

Bei der Gabe eines Antibiotikums kam es etwas seltener zu Trommelfellrissen oder einer Ausbreitung der Entzündung. Kleine Risse heilen aber in der Regel unproblematisch von selbst wieder. Im Gegenzug kam es bei Kindern mit Antibiotika-Behandlung etwas häufiger zu Nebenwirkungen wie Durchfall, Erbrechen oder Hautausschlag.

Ein Nachteil von Antibiotika-Behandlungen ist die Verbreitung von Resistenzen. Diese entstehen vor allem durch einen übermäßigen Gebrauch von Antibiotika. Dazu kommt, dass Mittelohrentzündungen häufig von Viren verursacht werden, gegen die die Medikamente gar nicht wirken. Angesichts der kaum sichtbaren Vorteile erscheint es in den meisten Fällen deshalb sinnvoller, abzuwarten und die Mittelohrentzündung zu beobachten. Aber es gibt auch Fälle, bei denen ein Antibiotikum hilfreich ist. Zu ihnen zählen Kinder unter zwei Jahren mit einer beidseitigen Ohrentzündung und Kinder mit eitrigem Ausfluss aus dem Ohr.  

Quelle: DOI 10.1002/14651858.CD000219.pub5