Alkohol schädigt das Gehirn von jungen Menschen

09.08.2017

Während Schüler und Studenten den Rausch der letzten Partynacht ausschlafen, kann der Alkohol in ihrem Gehirn unbemerkt langfristige Schäden anrichten. Jugendliche und junge Erwachsene, die sich regelmäßig in den Vollrausch trinken, zeigen Entwicklungsrückstände in verschiedenen Hirnregionen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Übersichtsarbeit, die kürzlich in der Fachzeitschrift Frontiers in Psychology erschienen ist.
Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die regelmäßig viel Alkohol trinken, leidet das Gehirn. image.originalResource.properties.copyright

In Tests, die Aufmerksamkeit oder Impulskontrolle erfordern, schnitten Jugendliche, die regelmäßig viel Alkohol trinken, schlechter ab als ihre Altersgenossen, die wenig bis gar keinen Alkohol zu sich nehmen. Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) legt deshalb vor allem jungen Menschen ans Herz, alkoholische Getränke nur in Maßen zu genießen. „Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen reift das Gehirn noch, vor allem in den Regionen, die die sozialen Kompetenzen steuern“, erklärt Professor Dr. med. Otto Witte vom DGKN. „Wer in dieser wichtigen Entwicklungsphase regelmäßig viel Alkohol trinkt, kann sein Gehirn nachhaltig schädigen“, warnt der Experte.

Mithilfe der funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRI) haben Forscher die Gehirne von trinkenden und abstinenten Jugendlichen miteinander verglichen. Als starker Trinker galt dabei, wer bei einem Anlass mindestens vier alkoholische Getränke innerhalb von zwei Stunden konsumierte. Mithilfe verschiedener Tests wurden Impulskontrolle, Arbeitsgedächtnis, Gedächtnis, Lernfähigkeit und der Abhängigkeitsgrad der Teilnehmer untersucht. Das Gesamtvolumen der Großhirnrinde und des Kleinhirns war bei den trinkenden Jugendlichen geringer: Sie hatten weniger weiße Substanz als die Nichttrinker; ihre Hirnzellen waren also weniger stark miteinander vernetzt. Trinkende Jugendliche reagierten zudem öfter impulsiv und zeigten eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne als Altersgenossen, die nur wenig Alkohol tranken. Sie schnitten außerdem schlechter ab, wenn es darum ging, neue Vokabeln zu lernen. „Regelmäßige Alkoholexzesse sind für Menschen in jedem Alter gefährlich“, betont Witte, der die Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Jena leitet. „Mit Blick auf ihre Zukunft sollten vor allem junge Erwachsene alkoholische Getränke nur in geringen Dosen konsumieren.“

DGKN/NK