AMD: Stärkere Kontraste helfen beim Sehen

07.06.2016

Bei einer altersabhängigen Makuladegeneration (AMD), einer Erkrankung der Netzhaut, geht nach und nach das Sehvermögen verloren. Stärkere Kontraste würden Betroffenen das Sehen erleichtern. Patientenorganisationen und Augenärzte rufen deshalb dazu auf, die Umgebung kontrastreicher zu gestalten.
Ein gleichmäßig graue Treppe kann Menschen mit Altersbedingter Makuladegeneration Probleme bereiten. image.originalResource.properties.copyright

„Ich sehe oft nur noch den Himmel und meine Füße“, berichtet Prof. Dr. Heribert Meffert, Initiator und Kuratoriumsvorsitzender des AMD-Netz mit Sitz in Münster. Wenn eine Treppe aus grauen Stufen vor ihm liege, könne er die einzelnen Stufen kaum erkennen. „Die Treppe erscheint wie eine Fläche“, beschreibt der 79-jährige emeritierte Marketing-Professor die Seheinschränkungen, unter denen er leidet. Wie ihm geht es vielen Menschen, die an einer AMD erkrankt sind. Die Erkrankung schädigt die Netzhautzellen unter der Makula, der Stelle des schärfsten Sehens. Betroffene können je nach Stadium der Erkrankung Gesichter und Buchstaben schlechter erkennen. Auch wenn das periphere Sehen außerhalb der Mitte des Sehfeldes zumeist erhalten bleibt, fällt vielen die Orientierung schwer, vor allem wenn sie sich in einer unbekannten Umgebung befinden.

Deshalb fordern das AMD-Netz, der Berufsverband der Augenärzte (BVA), der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV), die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) und PRO RETINA Deutschland in einer Mitteilung dazu auf, die Bedürfnisse sehbehinderter Menschen mehr zu beachten und die Umwelt kontrastreicher zu gestalten. Kontraste könnten dabei helfen, verschiedene Gegenstände voneinander zu unterscheiden und Flächen kenntlicher zu machen. Ein weißer Teller hebe sich von einem dunklen Tischset erheblich besser ab als von einer weißen Tischdecke. Für die Wahrnehmung von Objekten ist der Leuchtdichtekontrast ausschlaggebend, also ob sich die Helligkeit einer Oberfläche von der Helligkeit einer anderen Oberfläche unterscheidet. Das gilt überall, sowohl für zu Hause als auch für den öffentlichen Raum.

„Insbesondere im öffentlichen Raum sollte verstärkt darauf geachtet werden, Gefahrenstellen wie Treppenstufen barrierefrei zu gestalten“, sagt DOG-Präsident Professor Dr. med. Horst Helbig. „Kontrastreiche Markierungen helfen, die einzelnen Stufen zu unterscheiden und so Fehltritte und Stürze zu vermeiden.“ Aber auch Glasflächen, Leitsysteme auf dem Boden wie etwa Fluchtwege oder Beschriftungen werden mit stärkeren Kontrasten besser sichtbar.

DOG/ HH