Apotheken sparen den Krankenkassen Geld

04.11.2016

Erstmals präsentierte der Experte in Sachen Gesundheitsökonomie, Professor Dr. Uwe May von der Hochschule Fresenius in Idstein, neue Zahlen zum Einsparvolumen im Gesundheitssystem durch Apotheken. Die Zahlen fielen viel deutlicher aus, als erwartet. Ein Bericht vom OTC-Gipfel 2016 in Düsseldorf.
Die Arbeit von Apothekern entlastet Ärzte und das Gesundheitssystem insgesamt. image.originalResource.properties.copyright

Bisher glaubte man, dass ein in der Apotheke ausgegebener Euro des Patienten den Krankenkassen etwa 5 Euro spart. Tatsächlich sind es rund 17 Euro, die das Gesundheitssystem dadurch nicht ausgeben muss. Würden von den rund 50 Patienten am Tag in der Hausarztpraxis nur 5 stattdessen in die Apotheke gehen, hätte der Arzt über eine Stunde am Tag mehr Zeit für die Patientengespräche.

Rund 1 Milliarde Fallzahlen an Krankheiten und Befindlichkeitsstörungen pro Jahr gibt es in Deutschland, die Selbstbehandlungsfälle eingeschlossen. Rund 100 Millionen Anlässe davon fallen in der Arztpraxis an. Das führt zu der viel beklagten Zwei-Minuten-Medizin beim Arzt. Aber warum gehen die Menschen überhaupt zum Arzt? Zu 50 Prozent, weil eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung gebraucht wird, zum Beispiel bei einer Erkältung. Der Infekt selbst wird dann mit Mitteln der Selbstmedikation behandelt. Das kam durch statistisch sichere Befragungen der Hochschule Fresenius heraus. Eine der Forderungen von May deshalb: den Apothekern mehr Aufgaben und Kompetenz zutrauen und beispielsweise einbinden in das Ausstellen der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Auch bei Wiederholungsrezepten könnte der Apotheker mehr Verantwortung übernehmen. In England beispielsweise muss man für ein Rezept für ein Dauermedikament, beispielsweise bei Bluthochdruck, Diabetes oder Rheuma, nicht extra zum Arzt.

Fazit: Würde man den Apothekern mehr Aufgaben geben – was diese ja durchaus wollen – dann spart die Gesellschaft. In Form von stabilen Kassenbeiträgen und mehr Zeit für die wirklich wichtigen Themen beim Arzt.

„Nicht mit jeder Befindlichkeitsstörung muss man zum Arzt“, sagte sogar der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Dr. med. Thomas Fischbach. Er sieht die Apotheke als wirksame Beratungsinstanz bei der Selbstbehandlung. „Ich will auch in Zukunft sicher sein, dass die Patienten Apotheken vor Ort haben“, ergänzte er. Denn Arzneimittel – gerade auch im Bereich der Medikamente für Kinder – können Nebenwirkungen und Wechselwirkungen haben. Ein Beispiel aus der Praxis: Tabletten gegen Reisekrankheit und bestimmte Antibiotika zusammen wirken verstärkt schädlich auf die Herzfunktion.

Dass die Apotheker zu ihrer Aufgabe als erste Anlaufstelle in Sachen nicht verschreibungspflichtiger, sogenannter OTC-Arzneimittel stehen, betonte auch Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein: OTCs verdienen höchste Beachtung und verlangen nach großem pharmazeutischen Sachverstand.

JPL