Bei Legasthenie-Verdacht erst zum Augenarzt

Natascha Koch | 27.12.2021

Einige Kinder haben größere Probleme mit dem Lesen und Schreiben von Texten. Besteht der Verdacht einer Lese- und Rechtschreibschwäche, auch Legasthenie genannt, lohnt sich ein Besuch beim Augenarzt. Manchmal steckt auch eine bislang nicht erkannte Sehschwäche dahinter.
Einige Kinder haben Probleme mit dem Lesen und Schreiben. Augenärzte können prüfen, ob eventuell eine Sehschwäche dahinter stecken könnte. image.originalResource.properties.copyright

Rund fünf Prozent der Schülerinnen und Schüler in Deutschland leiden Schätzungen zufolge an einer Lese- und/oder Rechtschreib-Schwäche (LRS). Betroffenen fällt es schwer, gesprochene Sprache in geschriebene Sprache umzuwandeln. Bei Kindern fällt die LRS meist im Laufe des ersten Schuljahres auf, oft geht sie auch mit Konzentrationsstörungen einher. Die Gründe dafür sind vielfältig, unter anderem steht eine veränderte Verarbeitung von Bildern und Tönen im Gehirn in der Diskussion.

Aber auch Sehprobleme können Kindern und Jugendlichen das Lesen und Schreiben erschweren. Darauf weist die Stiftung Auge in einer Presseinformation hin. „Zur Diagnosestellung einer Legasthenie gehört daher immer auch eine augenärztliche Untersuchung, um eine Sehschwäche als Ursache der Lese- oder Rechtschreibproblematik auszuschließen“, betont Professor Dr. med. Gerd Geerling, Mediensprecher der Stiftung Auge und Direktor der Universitäts-Augenklinik Düsseldorf. Zum augenärztlichen Untersuchungsprogramm zählt in solchen Fällen eine umfangreiche Diagnostik zur Funktionsfähigkeit der Augen hinsichtlich verschiedener Fehlsichtigkeiten; so kontrolliert der Augenarzt unter anderem, ob eine Weit-, Kurz- oder Stabsichtigkeit, eine sogenannte Hornhautverkrümmung, vorliegt. Auch die Augenstellung, die Augenbeweglichkeit und eventuelle Brechungsfehler werden dabei untersucht.

Wird die Sehschwäche mit einer Brille ausgeglichen, können die betroffenen Kinder wieder deutlich besser Lesen und Schreiben, erklärt Professor Dr. med. Frank G. Holz, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Auge und Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn. Der Experte weist jedoch darauf hin, dass eine Sehhilfe bei LRS nicht immer die alleinige Problemlösung ist. Vielmehr gehe es bei Legasthenie um ein maßgeschneidertes Behandlungsprogramm für die betroffenen Schüler, bei dem Augen-, Kinder- und Jugendärzte und auch entsprechend ausgebildete Psychiater und Psychologen mit im Boot sind. Mit speziell abgestimmten Trainings, die die einzelnen Symptome der LRS aufgreifen, kann es so gelingen, die Lese- und Schreibfähigkeit der betroffenen Kinder deutlich zu verbessern.