Bei Schlaflosigkeit keine Medikamente nehmen

27.01.2015

Menschen, die keinen Schlaf finden, haben einen großen Leidensdruck. Sie sehnen sich nach einer Arznei, die sie wieder selig schlummern lässt. Leichtfertig Schlafmittel zu nehmen, verschlechtere die Probleme dagegen aber meist noch mehr, sagte Professor Dr. Hans Förstl auf dem pharmacon – einem internationalen Fortbildungskongress für Apotheker.
Das Bett ist nur zum Schlafen da, nicht zum Grübeln oder zum Warten auf den Schlaf. Wer nicht schlafen kann, sollte aufstehen und so lange etwas anderes tun, bis er müde genug ist, um im Bett gleich einzuschlafen. image.originalResource.properties.copyright

Normaler Schlaf folgt einer Architektur mit einer geordneten Abfolge von Tiefschlafstadien und flachem Schlaf. „Wenn wir Schlafmittel nehmen, zerstören wir diese Architektur des Schlafs jedoch. Dann findet Narkose statt, aber kein Tiefschlaf mehr“, warnte Förstl, Psychiater am Klinikum rechts der Isar der TU München. Zudem hätten Schlafmittel ein hohes Abhängigkeitspotenzial und seien daher abzulehnen. In diesem Zusammenhang wies er auf einen Widerspruch in unserer Gesellschaft hin: „Antidepressiva haben kein Abhängigkeitspotenzial, werden aber von vielen Menschen abgelehnt. Schlafmittel hingegen haben dieses Potenzial, werden aber trotzdem breit eingesetzt.“

Um den Schlafproblemen beizukommen, spricht sich Förstl klar für die Einhaltung von Schlafhygiene aus. Dazu zähle, sich nur ins Bett zu legen, wenn man auch tatsächlich müde sei. Wach im Bett zu liegen und zu grübeln und zwanghaft einschlafen zu wollen, führe zu nichts. Da müsse man, auch wenn es mitten in der Nacht sei, wieder aufstehen. Nur so könne der sogenannte Schlafdruck, der Drang, einzuschlafen, erhöht werden. Der Psychiater gibt Schlaflosen diesen Reim mit auf den Weg:

„Das Bett ist nicht für Schafe da,
das Bett ist nur zum Schlafe, ja.“

Im Bett solle daher auch nicht gearbeitet, gelesen oder Fernseh geguckt werden. Den Schlafdruck erhöht man zudem, indem man früh aufsteht, tagsüber nicht schläft und erst spät zu Bett geht. Die Schlafarchitektur stabilisiert man, indem man auf Alkohol, Kaffee, Tee und andere Stimulanzien verzichtet und keine Schlafmittel der Gruppe der Benzodiazepine nimmt. Zudem müssen Störfaktoren beseitigt werden. Psychiater Förstl zählt auf:

  • Tickende Leuchtzifferwecker aus dem Schlafzimmer verbannen
  • Blase und Mastdarm nicht überfüllen
  • Geeignete Matratze und Bettdecke nutzen
  • Niedrige Temperaturen im Schlafzimmer einhalten
  • Unter Umständen eine Lärmdämmung einbauen

Außerdem empfiehlt er, sich eine Schlafroutine anzugewöhnen, bei der das Zubettgehen stets gleich abläuft, also zu einem Ritual wird aus Bad, Entspannungsübungen und -gedanken zu festen Uhrzeiten.

FH