Beugen scharfe Gewürze Lebensmittelinfektionen vor?

Dr. Karen Zoufal | 10.02.2021

Scharfe Gewürze sollen Menschen in heißen Klimazonen wie Afrika oder Indien geholfen haben, das Risiko einer Lebensmittelvergiftung zu senken. Ob an dieser Theorie tatsächlich etwas dran ist, haben Forscher der Australian National University (ANU) untersucht und kommen zu dem Ergebnis, dass dies wahrscheinlich eher nicht der Fall ist.
In südlichen Ländern werden häufig scharfe Gewürze verwendet. image.originalResource.properties.copyright

In südlichen Ländern, wo hohe Temperaturen herrschen, sind scharfe Gerichte besonders verbreitet. Auch Lebensmittelinfektionen kommen hier temperaturbedingt häufiger vor. Einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Fakten scheint es aber offenbar nicht zu geben, wie die australischen Forscher in der Zeitschrift „Nature Human Behaviour“ berichten: Die Analyse von 33.750 Rezepten aus 70 Ländern mit 93 verschiedenen Gewürzen lieferte keinen eindeutigen Beweis für einen schützenden Effekt von scharfen Gewürzen.

Die Studie zeigt stattdessen, wie schwierig es ist, Zusammenhänge zwischen Kultur und Umwelt zu interpretieren. So hing die Verwendung von Gewürzen zwar mit dem Risiko lebensmittelbedingter Krankheiten zusammen, aber auch mit einer Vielzahl anderer gesundheitlicher Folgen. So zeigte sich beispielsweise ein Zusammenhang zwischen dem Gebrauch von Gewürzen und tödlichen Autounfällen, die höchstwahrscheinlich gar nichts scharfen Gerichten zu tun haben.

Professor Bromham von der Universität in Canberra erläuterte: „Da die Schärfe der Küche mit vielen sozioökonomischen Faktoren wie dem Bruttoinlandsprodukt und der Lebenserwartung zusammenhängt, ist es schwierig, die Hauptursachen auseinanderzuhalten.“ Die Forscher können jedoch einige mögliche Erklärungen dafür ausschließen, warum in einigen Bereichen mehr Gewürze zum Kochen verwendet werden. „Würzigere Lebensmittel lassen sich nicht durch Unterschiede im Klima, in der Bevölkerungsdichte oder in der kulturellen Vielfalt erklären“, sagte Bromham. Die Frage, ob scharfe Gerichte eine Laune der Kultur oder der Natur sind, bleibt also offen.

Quelle: DOI 10.1038/s41562-020-01039-8