Brasilianische Virusvariante P.1 entzieht sich der Immunität

Dr. Karen Zoufal | 30.04.2021

In der brasilianischen Stadt Manaus grassierte Covid-19 in der ersten Welle 2020 besonders schlimm, etwa 75 Prozent der Bewohner waren infiziert. Deshalb nahm man an, dass dort bereits eine natürliche Herdenimmunität besteht. Die neue Variante P.1 scheint die Hoffnung zunichtezumachen: Sie ist nicht nur viel ansteckender als die vorherigen Virusstämme, sondern entzieht sich häufig auch der Immunität.
Brasilien wurde besonders hart von Corona getroffen, sowohl im letzten Jahr als auch 2021. image.originalResource.properties.copyright

Obwohl der Großteil der Bevölkerung in Manaus schon früh mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert war, erkrankten während der zweiten Welle im November und Dezember vergangenen Jahres wieder viele Menschen. Forscher erklären das in dem Fachmagazin „Science“ mit einer aggressiven Variante des Coronavirus namens P.1. Diese unterscheidet sich von den vorherigen Coronavirus-Stämmen durch 17 Mutationen, darunter drei im Spike-Protein, gegen das sich die Immunantwort richtet.

Epidemiologische Modelle deuten an, dass P.1 zwischen 1,7 und 2,4-mal ansteckender ist als frühere Coronavirus-Stämme und sich auch der Immunität entziehen kann, die durch eine Infektion mit anderen Stämmen erlangt wurde: In wahrscheinlich 10 bis 46 Prozent der Fälle kann die Variante die Immunität umgehen.

„Unsere Analyse zeigt, dass P.1 etwa im November 2020 in Manaus aufgetaucht ist. In nur sieben Wochen machte die Variante 87 Prozent der positiven Proben aus. Sie hat sich seitdem auf mehrere andere Staaten in Brasilien sowie auf viele andere Länder in der ganzen Welt ausgeweitet“, sagte Samir Bhatt von der Universität Kopenhagen.

P.1 gehört laut Weltgesundheitsorganisation zu den „besorgniserregenden Varianten“, die unter besonderer Beobachtung stehen. In Deutschland ist sie aktuell kaum verbreitet. Ihr Anteil an den hierzulande verbreiteten Virusvarianten beträgt nach Angaben des Robert Koch-Instituts 0,1 Prozent.

Quelle: DOI 10.1126/science.abh2644