Brustkrebs-Medikament nicht lieferbar: Was können Apotheken jetzt tun?

PZ/NK | 25.02.2022

Das wichtige Brustkrebs-Medikament Tamoxifen ist derzeit nicht lieferbar. Die meisten Apotheken können über den normalen Weg im Großhandel keine Packungen mehr bestellen. Welche Möglichkeiten gibt es nun, die Versorgung der Patientinnen sicherzustellen?
Apotheken betreiben großen Aufwand, um ihre Patienten mit im Fall eines Lieferengpasses trotzdem bestmöglich zu versorgen. image.originalResource.properties.copyright

Seit einigen Wochen gibt es Lieferengpässe bei dem Brustkrebs-Medikament Tamoxifen, das win wichtiger Bestandteil bei der Therapie des Hormonrezeptor-positiven Mammakarzinoms ist. Viele Hersteller bieten das Produkt in Deutschland an, bis auf wenige Packungsgrößen sind allerdings fast alle Tamoxifen-haltigen Medikamente in Deutschland nicht mehr lieferbar. Die Zahl der betroffenen Patientinnen wird auf bis zu 130.000 geschätzt.

Mittlerweile hat das Bundesgesundheitsministeriums einen offiziellen Versorgungsmangel bekanntgegeben. Darin heißt es wörtlich: „Derzeit besteht nach Mitteilung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte in Deutschland ein Versorgungsmangel mit tamoxifenhaltigen Arzneimitteln. Bei tamoxifenhaltigen Arzneimitteln handelt es sich um ein Arzneimittel zur Vorbeugung oder Behandlung einer lebensbedrohlichen Erkrankung. Eine alternative gleichwertige Arzneimitteltherapie steht nicht zur Verfügung.“

Dadurch ist es nun möglich, flexibler zu handeln: Landesbehörden dürfen z.B. nun Import-Arzneimittel in den Verkehr bringen, die hierzulande nicht zugelassen sind. Dass sich die Versorgung durch Importe aus dem Ausland nun verbessert, ist wahrscheinlich. Apotheker berichteten gegenüber der Pharmazeutischen Zeitung (PZ), dass sie Tamoxifen-haltige Medikamente derzeit per Einzelimport gleich aus mehreren EU-Ländern importieren können, darunter auch Frankreich. Wie lange es nun dauert, bis die ersten Importe hierzulande eintreffen, ist allerdings noch ungewiss.

Was ist die Ursache für den Engpass?

Die Hintergründe für die Verknappung von Tamoxifen sind noch nicht vollständig geklärt. Eine mögliche Ursache ist ein Anstieg der Verschreibungen seit dem ersten Quartal 2020 im zeitlichen Zusammenhang mit den Lockdown-Maßnahmen der Covid-19-Pandemie. Diese Strategie zur Bevorratung war kombiniert mit einer geringen Flexibilität in den Herstellungsprozessen. Zudem wurde ein notwendiger Bestandteil für die Tamoxifen-Tabletten laut Berichten nicht mehr produziert.

Für die betroffenen Patientinnen ist der aktuelle Zustand eine erhebliche Belastung. Denn Tamoxifen hat Gynäkologen zufolge im Vergleich zu alternativen Wirkstoffen ein vergleichsweise geringes Nebenwirkungsprofil. Therapieumstellungen, die grundsätzlich ein Lösungsansatz sein können, seien in diesem Fall mit einer höheren Nebenwirkungsrate belastet. „Unser Apell lautet: Bei der Medikamentenversorgung in einem so reichen Land wie Deutschland muss ein Umdenken stattfinden. Das bisher prioritäre Ziel der niedrigen Preise sollte abgelöst werden vom primären Ziel der Versorgungssicherheit“, fordert daher Prof. Dr. Anton J. Scharl, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.