Diabetes: Nervenschädigung häufiger als gedacht

15.05.2015

Deutlich mehr Menschen als bisher angenommen leiden unter einer Nervenschädigung infolge dauerhaft erhöhter Blutzuckerwerte, der sogenannten diabetischen Neuropathie. Betroffen sind nicht nur Patienten mit bekanntem Typ-1- oder Typ-2-Diabetes, sondern in erheblichem Maß auch Menschen ohne Diabetes-Diagnose.
Ärzte können durch gezielte Tests eine beginnende Neuropathie aufdecken, bevor der Betroffene die Veränderungen selbst bemerkt. image.originalResource.properties.copyright

Bei gut der Hälfte von 1000 Personen, die sich im Rahmen der Aktion „Diabetes! Hören Sie auf Ihre Füße?“ untersuchen ließen, ergab sich ein Verdacht auf die Nervenschädigung. An der Untersuchung nahmen überwiegend Diabetiker teil, aber auch 400 Menschen, die glaubten, ihre Blutzuckerwerte seien in Ordnung. Von den Untersuchten ohne bekannten Diabetes zeigte jeder Vierte Anzeichen einer moderaten bis schweren Neuropathie. „Das war unerwartet häufig“, sagte Professor Dr. Oliver Schnell vom Helmholtz-Zentrum München, der die Ergebnisse bei einer Pressekonferenz am Rande der Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft in Berlin vorstellte. In knapp einem Drittel der Fälle waren die Blutzuckerwerte der Betroffenen erhöht – ein Zeichen für ein Diabetes-Vorstadium.

Unter den Typ-2-Diabetikern fanden die Untersucher bei mehr als der Hälfte eine beginnende oder klinisch manifeste Neuropathie. Obwohl das eine bekannte Komplikation der Stoffwechselkrankheit ist, auf die betreuende Ärzte ihre Patienten regelmäßig untersuchen sollten, wussten zwei von drei Betroffenen nichts davon. „Es werden noch zu wenige Füße untersucht“, schloss Schnell aus diesem Ergebnis. Nach den Veränderungen im Rahmen einer diabetischen Neuropathie müsste der Arzt aktiv fahnden, denn sie seien nicht immer symptomatisch. Die typischen Anzeichen sind Empfindungsstörungen wie Kribbeln, Brennen, Taubheit oder Schmerzen. In den meisten Fällen sind zunächst die Füße betroffen. Ein fehlendes Schmerzempfinden kann dazu führen, dass Patienten kleine oder auch größere Verletzungen nicht wahrnehmen. Die mögliche Folge, ein diabetisches Fußsyndrom, ist in Deutschland die häufigste Ursache für nicht traumatische Amputationen. Ärzte können durch gezielte Tests der Temperatur-, Druck- und Vibrationswahrnehmung des Patienten eine beginnende Neuropathie schon aufdecken, bevor der Betroffene die Veränderungen selbst bemerkt.

PZ