Ehe: Arbeit bestimmt über Scheidungsrisiko

01.08.2016

Heutzutage werden viele Ehen geschieden und Wissenschaftler wollen ergründen, warum das so ist. Es liegt an der Arbeitsteilung zu Hause und außerhalb, sagt die Soziologin Alexandra Killewald von der Harvard Universität in den USA, die verschiedene Faktoren für Spannungen in der Beziehung unter die Lupe genommen hat.
Haushalt ist Frauensache? Glaubt man einer aktuellen Studie, spielt die Rollenverteilung bei Beziehungsproblemen durchaus eine Rolle. image.originalResource.properties.copyright

Killewald zufolge spielen finanzielle Belange keine Rolle: Ob ein Paar oder einer von beiden viel oder wenig verdient, wirkte sich in ihrer Untersuchung von über 6300 Ehen kaum auf die Scheidungsrate aus. Sie stellte fest, dass die Form der Arbeitsteilung ein viel wichtigerer Faktor für Eheprobleme ist, allerdings in ganz unterschiedlicher Weise, je nachdem wann ein Paar geheiratet hat. Ehen, die vor 1974 geschlossen worden waren, erwiesen sich als stabiler, wenn die Frau dem traditionellen Rollenbild der Hausfrau entsprach. Je mehr die Frau zu Hause arbeitete, desto länger hielt die Ehe.
"In den Jahren danach scheint sich diese Ansicht jedoch verändert zu haben", sagt Killewald.

Bei Paaren, die nach 1974 geheiratet haben, war es für die Scheidungsrate nicht erheblich, ob die Frau einer bezahlten Arbeit nachging. Hier zeigte sich ein anderes Problem: Die Ehe litt, wenn die Männer keinen Vollzeitjob hatten, also nicht dem traditionellen Bild vom Ernährer entsprachen. "Während die gesellschaftlichen Veränderungen Frauen in den letzten Jahrzehnten immer mehr Möglichkeiten geboten haben, sich abseits ihres Rollenbilds zu entfalten, gilt das für Männer nicht gleichermaßen", resümiert die Soziologie-Professorin. "Wenn Forscher oder Medien über den Ausgleich von Familie und Arbeit sprechen, konzentrieren sie sich dabei oft auf die Situation der Frau." Die Diskussion um Geschlechterrollen und Verantwortlichkeiten in der Familie betreffe Männer jedoch auch. Sie riskierten ihre Ehe, wenn sie nicht in der Lage seien, einem Vollzeitjob nachzugehen, so Killewald.

RF