Endometriose: Starke Regelschmerzen sind nicht normal

Natascha Koch | 09.07.2020

Endometriose betrifft in Deutschland schätzungsweise eine von zehn Frauen. Trotzdem ist die Krankheit weitgehend unbekannt.
Frauen, die unter Endometriose leiden, haben vor und während ihrer Periode oft mit starken Schmerzen zu kämpfen. image.originalResource.properties.copyright

Bei einer Endometriose, die zu den häufigsten Unterleibserkrankungen von Frauen zählt, wächst Gebärmutterschleimhaut auch außerhalb der Gebärmutterhöhle. Nicht bei allen Frauen führt das zu Beschwerden. Viele leiden jedoch regelmäßig unter sehr starken Unterleibsschmerzen, die auch in den Rücken oder die Beine ausstrahlen können. "Im Gegensatz zu gewöhnlichen Periodenschmerzen treten die Beschwerden bei Endometriose oft bereits einige Tage vor dem Beginn der Regel oder sogar unabhängig vom Zyklus auf." Dies erklärt Professor Dr. Sylvia Mechsner, Leiterin des Endometriosezentrums an der Charité Universitätsmedizin in Berlin.

Bei Schmerzen alleine bleibt es häufig nicht. Oft gesellen sich Übelkeit, Durchfall, Kreislaufprobleme und Beschwerden beim Geschlechtsverkehr hinzu. Treten die Endometriose-Herde an der Blase oder dem Darm auf, kommen manchmal Schmerzen beim Wasserlassen oder dem Stuhlgang hinzu. Bei einem Befall von Eierstöcken oder Eileitern vermindert sich oft auch die Fruchtbarkeit.

Diagnose dauert oft viele Jahre

Durch die vielen, manchmal auch unspezifischen Symptome dauert es oft Jahre, bis Ärzte die Krankheit diagnostizieren. "Viele junge Mädchen glauben, ihre starken Schmerzen seien normal und gehen deswegen nicht zum Arzt. Aber auch einige Ärzte nehmen die Beschwerden nicht ernst, oder die gynäkologischen Untersuchungen zeigen zunächst einen unauffälligen Befund", sagt Mechsner. Oft bekommen Frauen die Antibabypille verschrieben, um die Regelschmerzen zu lindern. "Wird die Pille aber mit einer siebentägigen Pause eingenommen, haben Betroffene oft trotzdem starke Beschwerden. Wer unter Endometriose leidet, müsste die Medikamente durchgehend nehmen, damit die Schmerzen ausbleiben", erklärt die Expertin.

Mechsners Erfahrung nach kommen Ärzte der Krankheit oft erst viele Jahre später auf die Spur, etwa wenn eine Schwangerschaft ausbleibt. Ihre klare Botschaft lautet daher: "Wer regelmäßig arbeitsunfähig ist und trotz Schmerzmitteln seinen Alltag nur schwer bewältigen kann, sollte die Beschwerden in jedem Fall abklären lassen."

Bauchspiegelung nicht immer nötig

Problem bei der Erkrankung ist, dass sie oft schwer zu diagnostizieren ist: "Lange Zeit galt die Bauchspiegelung als einzig sichere Methode, um eine Endometriose festzustellen", sagt Mechsner. Bei dieser Untersuchung, auch Laparoskopie genannt, sticht der Arzt eine spezielle Nadel durch den Bauch. Anschließend begutachtet er den Bauchraum von innen mit einem Endoskop. Das Ganze findet unter Vollnarkose statt.

"Mittlerweile gibt es darüber hinaus aber sehr gute Ultraschallgeräte, mit denen sich viele Formen der Endometriose ganz ohne OP feststellen lassen", ergänzt Mechsner. Hier gelte es, gemeinsam mit der Patientin abzuwägen, für welche Diagnosemethode man sich entscheidet. Je nach Ausprägung der Krankheit lassen sich die Endometrioseherde, die die Beschwerden verursachen möglicherweise, direkt entfernen. In leichteren Fällen eigneten sich auch konservative Behandlungsmethoden wie eine Hormontherapie, so Mechsner.

Frauen, die keine Hormone einnehmen möchten, empfiehlt sie eine multimodale
Schmerztherapie. Dazu gehören Schmerzmittel sowie Übungen zur Beckenbodenentspannung, Yoga, Osteopathie oder eine Umstellung der Ernährung. "Hier muss jede Frau in Abstimmung mit dem Arzt ausprobieren, was ihr hilft", sagt die Gynäkologin.