Essstörungen können das Herz schädigen

ZOU | 29.02.2024

Essstörungen können Veränderungen am Herzen bewirken, die lebenslang das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Dies ist vor allem auf Unterernährung bei Magersucht (Anorexie) und Elektrolytstörungen bei Bulimie zurückzuführen.
Essstörungen wie Bulimie und Magersucht sind sehr ernste Erkrankungen, die professionell behandelt werden müssen. image.originalResource.properties.copyright

Prof. Dr. Philip Mehler, Gründer und medizinischer Direktor eines Zentrums für Essstörungen in Denver erläutert: „Das Herz wird durch Gewichtsverlust und Unterernährung stark beeinträchtigt. Je schwerwiegender die Erkrankung, desto wahrscheinlicher werden Herzkomplikationen.“ Diese können von einer verlangsamten Herzfrequenz bis hin zu Herzversagen reichen.

Verschiedene Essstörungen wirken sich unterschiedlich auf das Herz aus. So können Unterernährung und Gewichtsverlust bei Anorexie dazu führen, dass der Herzmuskel schrumpft und sich die Herzfrequenz auf weniger als 60 Schläge pro Minute in Ruhe verlangsamt (Bradykardie). „Das Herz verkümmert“, erklärt Mehler. „Es verlangsamt sich wie bei einem Bären im Winterschlaf. Und das kann gefährlich sein.“

Bei Bulimie führen hingegen häufiges Erbrechen und Abführmittel zu einem Elektrolytungleichgewicht, das das Risiko für Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz (Herzschwäche) und plötzlichen Herztod erhöht.

Viele Menschen mit Essstörungen haben im Stehen einen schnellen Herzschlag, Schwindel, Benommenheit, Herzklopfen und andere Symptome, weil eine verringerte Blutmenge zum Herzen zurückfließt.

„Eltern und Nahestehende sollten aufmerksam sein, wenn jemand von seinem Gewicht besessen ist, zwanghaft Sport treibt, während des Essens regelmäßig den Tisch verlässt, um auf die Toilette zu gehen, oder weite Kleidung trägt, um zu verbergen, wie abgemagert er geworden ist“, sagt Mehler. „Symptome für eine Essstörung sind außerdem Benommenheit, Brustschmerzen, Kurzatmigkeit, häufiges Nasenbluten und Energiemangel.“

Menschen mit einer Essstörung und Herz-Kreislauf-Komplikationen benötigen ärztliche Hilfe wegen ihrer Herzprobleme, die lebensbedrohlich sein können. Gleichzeitig müssen aber die Ursachen behandelt werden. Mehler mahnt dazu, Betroffenen nicht die Schuld für die Essstörung zu geben: „Das sind keine Störungen, die man sich aussucht, und das müssen wir erkennen.“ Je nach Schweregrad ist unterschiedliche Hilfe vonnöten. „Bei einer leichten Essstörung wenden Sie sich an einen Therapeuten. Wenn es schwerwiegender ist, rufen Sie ein Zentrum für Essstörungen an. Und wenn es extrem ist, wenden Sie sich an ein Krankenhaus, das über Fachwissen und Kompetenz auf diesem Gebiet verfügt“, rät Mehler.

Mehr Informationen und Hilfsangebote für Betroffene und Angehörige gibt es unter www.bzga-essstoerungen.de.