Falsche Essgewohnheiten: Warum Kinder dick werden

Dr. Karen Zoufal | 20.01.2021

Nicht der Mangel an täglicher Bewegung ist einer neuen Studie zufolge schuld an der weltweit steigenden Rate an übergewichtigen Kindern: Es ist vielmehr zu fettiges und kalorienreiches Essen, das auf den Tisch kommt. Dies berichten Forscher in dem Fachmagazin „Journal of Nutrition“.
Immer mehr Kinder und Jugendliche bringen zu viel auf die Waage. Schuld daran sind vermutlich falsche Essgewohnheiten. image.originalResource.properties.copyright

In der Studie zeigten die Wissenschaftler, dass relativ schlanke Kinder aus dem ländlichen Amazonasgebiet ungefähr die gleiche Gesamtzahl an Kalorien pro Tag verbrauchten wie ihre wesentlich dickeren Altersgenossen aus städtischen Gebieten oder den Vereinigten Staaten. Auch die Bewegung war vergleichbar und hatte keinen nachweisbaren Einfluss auf den täglichen Energieverbrauch der Kinder.

Die Frage danach, warum Kinder aus städtischen Regionen dicker waren, ließ sich auf diese Weise also nicht beantworten. Erst tiefergehende Analysen zeigten, dass Kinder, die mehr kalorienreiche Produkte verzehrten, mehr Körperfett hatten – auch bei insgesamt gleicher Energieaufnahme. So hatten die Kinder aus Stadtgebieten im Durchschnitt 65 Prozent mehr Körperfett als die vom Land. Ein Drittel von ihnen war übergewichtig, aus ländlichen Regionen dagegen keines. „Unsere Ergebnisse stimmen mit einer wachsenden Zahl von Forschungen überein, die darauf hinweisen, dass schlechte Ernährung der wichtigste Faktor für die Entwicklung von Fettleibigkeit bei Kindern ist“, sagt der Anthropologe Prof. Dr. Samuel Urlacher von der Baylor University in Texas.

Die weltweite Rate von Übergewicht und Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen im schulpflichtigen Alter hat von vier Prozent im Jahr 1975 auf 18 Prozent im Jahr 2016 zugenommen. Das wirkt sich langfristig auf ihre Gesundheit aus, denn Kinder, die übergewichtig oder fettleibig sind, bleiben dies oft auch im Erwachsenenalter. Sie haben dann eine geringere Lebenserwartung und erkranken häufiger an chronischen Krankheiten wie Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Quelle: DOI 10.1093/jn/nxaa361