Familien schrumpfen dramatisch

ZOU | 11.01.2024

Die Anzahl lebender Verwandter, die eine Person hat, wird sich in Zukunft massiv verringern – in manchen Ländern um mehr als die Hälfte. Eine Forschungsgruppe betrachtete dazu den Zeitraum zwischen 1950 und 2095.
Bis zum Jahr 2095 geht die Zahl der lebenden Verwandten, die jeder Mensch hat, deutlich zurück. image.originalResource.properties.copyright

Die Forschenden vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock prognostizieren, dass die Anzahl von Cousins und Cousinen, Nichten, Neffen und Enkelkindern stark abnehmen wird, während die der (Ur-)Großeltern deutlich zunehmen wird: 1950 hatte eine 65-jährige Frau im Schnitt 41 lebende Verwandte, im Jahr 2095 werden es bei einer gleichaltrigen Frau nur noch 25 sein.

Dieser Trend wird weltweit eintreten, allerdings regional unterschiedlich stark ausgeprägt: In Nordamerika und Europa sind die Familien schon heute vergleichsweise klein – 1950 hatte hier eine 65-jährige Frau etwa 25 lebende Verwandte, 2095 werden es nur noch knapp 16 sein.

Die Wissenschaftler erwarten, dass sich die Familiengrößen weltweit bis 2095 angleichen: 1950 betrug der Unterschied zwischen Simbabwe, dem Land mit den größten Familien, und Italien, dem Land mit den kleinsten Familien, 63 Familienmitglieder. Dieser Unterschied wird bis 2095 auf 11 schrumpfen. „Den größten Rückgang erwarten wir in Südamerika und der Karibik", sagte Diego Alburez-Gutierrez, Leiter der Forschungsgruppe. Dort hatte 1950 eine 65-jährige Frau im Schnitt 56 lebende Verwandte, 2095 werden es wohl nur noch 18 sein – ein Rückgang um 67 Prozent.

Das hat zur Folge, dass immer weniger junge Menschen für immer mehr ältere aufkommen müssen. „Die Verfügbarkeit verwandtschaftlicher Ressourcen nimmt weltweit ab. Die Familiennetzwerke der Menschen werden nicht nur kleiner, sondern auch älter. Großeltern und Urgroßeltern werden in Zukunft durch die strukturellen Veränderungen in Familien wahrscheinlich in größerer Zahl zur Verfügung stehen. Dies könnte theoretisch dazu beitragen, die Eltern bei der Kinderbetreuung zu entlasten, jedoch könnten diese (Ur‑)Großeltern in der Realität selbst pflegebedürftig werden.“

Quelle: DOI 10.1073/pnas.2315722120