Fibromyalgie könnte eine Autoimmunerkrankung sein

Dr. Karen Zoufal | 08.07.2021

Wissenschaftler konnten in Tierversuchen zeigen, dass viele für Fibromyalgie typische Symptome durch Antikörper ausgelöst werden, die sich gegen den eigenen Körper richten. Vermutlich erhöhen sie die Aktivität von schmerzempfindlichen Nerven.
Fibromyalgie ist eine chronische Schmerzerkrankung, die besonders häufig Frauen betrifft. image.originalResource.properties.copyright

Ergebnisse aus Tierversuchen sprechen dafür, dass Fibromyalgie eine Erkrankung des Immunsystems ist und nicht, wie derzeit angenommen, vom Gehirn ausgeht. Nachdem Forscher Mäusen Antikörper von Menschen mit Fibromyalgie injiziert hatten, entwickelten die Tiere schnell eine größere Empfindlichkeit für Druck und Kälte sowie eine geringere Muskelkraft. Bei Mäusen, denen Antikörper von gesunden Menschen injiziert worden waren, war dies nicht zu beobachten. Das spricht dafür, dass Antikörper der Patienten die Krankheit verursachen oder zumindest wesentlich dazu beitragen.

Neue Therapieoption für Patienten?

Mäuse, denen Fibromyalgie-Antikörper injiziert worden waren, erholten sich einige Wochen später, nachdem die Antikörper abgebaut waren. Dies lässt darauf hoffen, dass Therapien zur Reduzierung der Antikörperspiegel bei Patienten mit Fibromyalgie wirksam sind. Solche Therapien gibt es bereits: Sie werden zur Behandlung von Erkrankungen eingesetzt, die durch Autoantikörper verursacht werden. „Die Auswirkungen dieser Studie sind tiefgreifend. Die Feststellung, dass Fibromyalgie eine Autoimmunerkrankung ist, wird unsere Sicht auf die Erkrankung verändern und sollte den Weg für wirksamere Behandlungen für Millionen von Betroffenen ebnen", sagte Dr. David Andersson, der die Studie zusammen mit seinem Forschungsteam in der Zeitschrift „Journal of Clinical Investigation“ veröffentlicht hatte.

Aktuellen Schätzungen zufolge leidet weltweit mindestens einer von 40 Menschen an Fibromyalgie, zu 80 Prozent Frauen. Die Erkrankung verursacht Müdigkeit und Schmerzen im ganzen Körper. Sie tritt vor allem im Alter zwischen 25 und 55 Jahren auf und kann die Lebensqualität massiv beeinträchtigen haben.

Quelle: DOI 10.1172/JCI144201