Flutkatastrophe: Hochwasser belastet die Psyche langfristig

Dr. Karen Zoufal | 20.07.2021

Menschen, deren Wohnung durch Hochwasser überschwemmt war, sind oft noch Jahre später psychisch dadurch beeinträchtigt – Frauen wesentlich stärker als Männer. Dies zeigt eine Auswertung von mehreren Studien, die die Auswirkungen von Überschwemmungen auf die britische Bevölkerung untersucht hatten.
Von Hochwasser und Überflutung betroffene Menschen leiden oft noch Jahre später unter Angst und Panikattacken. image.originalResource.properties.copyright

Flutopfer leiden bis zu neunmal häufiger an langfristigen psychischen Gesundheitsproblemen als Personen, die noch nie eine Überschwemmung erlebt haben. Die Wahrscheinlichkeit für Angstzustände war bei Flutopfern um 6 bis 28 Prozent erhöht, die für Depressionen um 7 bis 35 Prozent und die für posttraumatische Belastungsstörungen um 7 bis 44 Prozent. Während Frauen sich mehr um Haustiere und eine Trennung von ihrer Familie sorgten, litten Männer mit eher an Depressionen und Angstzuständen.

Besonders oft kam es zu anhaltenden psychischen Belastungen, wenn das Hochwasser unerwartet hereinbrach und vorab keine Warnung erfolgte. Dadurch fühlten sich viele Betroffene anschließend zu Hause weniger sicher: Selbst Jahre nach einer Überschwemmung hatten sie bei starkem Regen Angst und litten unter Stress, Schlafproblemen, Panikattacken, Konzentrationsschwierigkeiten, Albträumen und Stimmungsschwankungen oder konsumierten verstärkt Alkohol, verschreibungspflichtige Medikamente oder Antidepressiva.

Auch eine Evakuierung wegen Hochwasser erhöhte die Rate von psychischen Erkrankungen. Viele Menschen trauerten verlorenen Gegenständen nach, die ihnen ein „Zuhause- Gefühl“ vermittelt hatten. Den Verlust des Heimatgefühls verspürten viele Flutopfer auch noch ein Jahr nach der Überschwemmung – ein Zeichen dafür, dass eine Evakuierung ein wichtiger Stressfaktor ist, der längerfristige psychische Folgen nach Überschwemmungen verursacht.

Quelle: DOI: 10.3390/ijerph17228581