Form der Ohren beeinflusst, wie wir hören

23.03.2018

Klein, groß, länglich oder rund: Die Form der Ohren unterscheidet sich von Mensch zu Mensch und spielt für die Ortung von Tönen eine wichtige Rolle. Zu diesem Ergebnis kam ein deutsch-kanadisches Forscherteam durch Experimente mit verschiedenen Ohrformen. Ob ein Ton von oben oder unten kommt, erkennen wir demnach, weil unser Gehirn die Form unserer Ohren kennt.
Weil unser Gehirn die Form unserer Ohren genau kennt, können wir Töne und Geräusche richtig orten. image.originalResource.properties.copyright

Die Wissenschaftler hatten die Ohrenform bei 15 Personen verändert, indem sie ihnen ein kleines, von außen nicht erkennbares Silikonstück einsetzten. Zuvor und anschließend spielten sie den Teilnehmern in einem Schall-Labor Töne vor. Die Testpersonen sollten entscheiden, ob die Töne von oben oder unten kamen. Während sie die Töne vor der Veränderung der Ohrform recht präzise verorten konnten, gelang ihnen das mit den eingesetzten Silikonstücken kaum noch. „Als wir ihnen etwa einen Ton oberhalb ihres Kopfes vorspielten, glaubten sie dann plötzlich, dass er von unten kam“, erklärt Marc Schönwiesner, Professor am Institut für Biologie der Universität Leipzig.

Nachdem einige Tage vergangen waren, schnitten die Teilnehmer bei Hörtests trotz der veränderten Ohrform dann wieder ähnlich gut ab wie zu Beginn. „Töne aus verschiedenen Richtungen treffen unterschiedlich auf die äußeren Bereiche unserer Ohren. Die Ohrmuschel reflektiert durch ihre unregelmäßige Form den Schall in den Gehörgang. Dadurch entsteht ein kurzes Echo, das die Klangfarbe ändert“, erklärt Schönwiesner. Unser Gehirn sei in der Lage, diese kleinen Unterscheide zu lernen und mit verschiedenen Richtungen zu assoziieren. „Wir können mit unseren eigenen individuell gestalteten Ohren hören, weil unser Gehirn ihre Form kennt. Wenn sich diese jedoch ändert, braucht es einige Zeit, um sich anzupassen. Das ist beispielsweise auch der Fall, wenn wir wachsen“, erklärt der Neurowissenschaftler.

HH