Gehirn spürt, ob unser Gegenüber krank wird

26.05.2017

Das menschliche Gehirn ist offenbar viel besser darin, bei anderen Menschen Krankheiten wahrzunehmen und eine Ansteckung zu vermeiden als bisher vermutet. Eine Fähigkeit, die im Laufe der Evolution eine wichtige Rolle gespielt haben könnte.
Offenbar spüren wir instinktiv, ob andere krank werden und halten uns von ihnen fern. image.originalResource.properties.copyright

Allein unser Geruchs- und Sehsinn reicht aus, Krankheiten bei anderen schon in einem sehr frühen Stadium wahrzunehmen. Und offenbar reagieren wir auf diese Informationen und meiden kranke Menschen eher, so das Ergebnis der Forscher um Professor Mats Olsson von der Karolinska Universität in Schweden. Wie sich zeigte, wollten Studienteilnehmer mit Personen, die erste Symptome einer Krankheit hatten, eher weniger Kontakt haben und allein der Körpergeruch des krankwerdenden Menschen führte dazu, dass die Teilnehmer sein Gesicht weniger mochten. Dies berichten die Forscher in der Fachzeitschrift Fachblatt Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS).

Die Ergebnisse seien eine biologische Bestätigung für das Argument, dass es für das Überleben wichtig ist, Infektionen zu vermeiden. „Der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass es ein grundlegendes Verhaltensrepertoire geben müsste, das das Immunsystem unterstützt“, sagt Olsson. Bei engeren Verbindungen zwischen Menschen treffe das Vermeiden jedoch nicht zwingend zu. So gebe es abgesehen von den eigenen Kindern wohl nur wenige Menschen, die man küssen würde, wenn sie eine laufende Nase haben. Mit anderen Worten könnten Krankheitssignale in engen Beziehungen auch fürsorgliches Verhalten fördern, so Olsson.

Die Forscher hatten Studienteilnehmern harmlose Bakterien injiziert, die das Immunsystem aktivierten, so dass die Teilnehmer für einige Stunden klassische Krankheitssymptome wie Müdigkeit, Schmerzen und Fieber entwickelten. In dieser Zeit nahmen die Forscher Geruchsproben und machten Fotos und Filme. Anschließend bekam eine weitere Gruppe die Geruchsproben und Fotos von den Kranken sowie von gesunden Personen vorgesetzt. Die Teilnehmer wurden daraufhin gebeten, einzugeben, wie sehr sympathisch sie die Personen fanden, während ihre Gehirnaktivität gemessen wurde. Danach sollten sie zudem anhand der Fotos einschätzen, welche Teilnehmer krank aussahen, wen sie attraktiv fanden und mit wem sie sich vielleicht gerne treffen würden.

HH