Gerstenkorn: abwarten oder behandeln?

Peter Erik Felzer | 19.05.2021

Bei einem Gerstenkorn liegt eine akute bakterielle Entzündung des Augenlids vor. Üblicherweise verläuft die Erkrankung harmlos, so dass man abwarten kann, ob eine Behandlung nötig ist. Doch in manchen Fällen breitet sich die Entzündung aus und geht auf Bindehaut, Augen oder Augenhöhle über.
Ein Gerstenkorn heilt in der Regel wieder von selbst. Zur Unterstützung können auch Augentropfen mit Antibiotikum helfen. image.originalResource.properties.copyright

"Beim Gerstenkorn liegt eine akute Entzündung des Augenlides vor, die durch eine Infektion mit Bakterien verursacht wird", erklärt der Berufsverband der Augenärzte (BVA). Ein Gerstenkorn entsteht am Rand oder auf der Innenseite eines Augenlids. Dort sitzen verschiedene Drüsen, etwa Schweiß- und Talgdrüsen. Letztere reichern beispielsweise den Tränenfilm mit Fett an, um ihn vor schneller Verdunstung zu schützen. Darüber hinaus fetten sie die Wimpern ein, damit diese geschmeidig bleiben.

Pickel am Auge

Gelangen Keime in die Drüsen, können sich diese entzünden. In den meisten Fällen liegt dies an Bakterien der Spezies "Staphylococcus aureus". Eigentlich harmlose Gesellen, die unter anderem auf der menschlichen Haut siedeln und grundsätzlich nicht zu Erkrankungen führen.

Unter bestimmten Bedingungen, etwa bei einem geschwächten Immunsystem oder einer Allgemeinerkrankung wie Diabetes, können diese Bakterien jedoch eine Entzündung auslösen. Medizinisch gesehen ist ein Gerstenkorn nichts anderes als ein Pickel am Auge. Kinder leiden häufiger unter einem Gerstenkorn als Erwachsene, besonders wenn der Nachwuchs draußen spielt, schmutzige Finger hat und sich damit ins Auge fasst. Tritt ein Gerstenkorn auf, empfehlen Augenärzte auch den anderen Familienmitgliedern, häufig ihre Hände zu waschen und eigene Handtücher zu benutzen.

Finger weg lassen

"Zu den Symptomen eines Gerstenkorns gehören eine meist rasch auftretende, schmerzhafte Schwellung und Rötung des Augenlides", erläutert der BVA. "Ganz wichtig ist, dass man die Finger von dem Gerstenkorn lässt und nicht dauernd daran herumdrückt", erklärt Dr. Steffen Hilfer, Augenarzt bei der AOK. "Das kann dazu führen, dass sich die Entzündung weiter ausbreitet." Genauso unklug seien Hausmittel wie warme und feuchte Kamillenumschläge. Denn auch das trage mitunter dazu bei, dass sich die Bakterien ausbreiten.

Üblicherweise verläuft die Erkrankung harmlos: Das Gerstenkorn platzt nach einiger Zeit auf, und der angesammelte Eiter tritt aus. In der Folge heilt die Entzündung ab. Manchmal breitet sich die Entzündung aus und geht auf Bindehaut, Augen oder Augenhöhle über. Deswegen: Treten allgemeine Krankheitsgefühle wie Kopfschmerzen, Fieber oder geschwollene Lymphknoten auf, umgehend einen Arzt aufsuchen. Der Besuch steht auch an, wenn Gerstenkörner immer wieder kommen.

Mildes Rotlicht

"Es kann sinnvoll sein, Augensalben und Augentropfen, die desinfizierende Wirkstoffe oder Antibiotika enthalten, zu verordnen und anzuwenden", ergänzt Hilfer. Ohne Behandlung, so der Berufsverband der Augenärzte, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sich lang anhaltende Rötungen an der Lidkante entwickeln. Hilfer: "Sinnvoll ist sicherlich ein mildes Rotlicht, das man über ein paar Tage zwei Mal am Tag für ein paar Minuten anwendet. Das führt dazu, dass sich das Gerstenkorn schneller wieder auflöst."

Tritt der Fall ein, dass sich das Gerstenkorn nicht von allein öffnet und der Druckschmerz immer weiter zunimmt, muss der Augenarzt das Gerstenkorn mit einem kleinen Stich unter örtlicher Betäubung öffnen.