Grippeimpfung bald auch in Apotheken?

12.10.2018

Jetzt ist die beste Zeit, sich gegen Grippe impfen zu lassen – mit gutem Beispiel voran ging Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV) und einige andere Apotheker auf der pharmazeutischen Fachmesse Expopharm in München. Aktuell muss man für den Piks die Arztpraxis aufsuchen, das könnte sich jedoch in Zukunft ändern.
Gegen Grippe lässt man sich am besten im Oktober oder November impfen. Dann hat der Impfstoff genug Zeit, einen ausreichenden Schutz vor den Viren aufzubauen. image.originalResource.properties.copyright

Es floss ein Tropfen Blut, das hielt aber den DA-Vorsitzenden Becker vom Lächeln fürs Foto nicht ab. „Ich habe mich in den vergangenen sieben Jahren immer gegen Grippe impfen lassen – mit großem Erfolg“, verriet er. Er könne nur empfehlen, dass sich alle Apothekenmitarbeiter zum Start der Grippesaison impfen lassen – zum Eigenschutz und zum Schutz der Kunden. Er selbst habe die Impfung immer gut vertragen.

Der Vierfach-Impfstoff ist nun lieferbar und wird bundesweit für alle von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Risikogruppen bezahlt – in Baden-Württemberg übernehmen die Krankenkassen sogar für jeden gesetzlich Krankenversicherten, unabhängig von Alter und Risikofaktoren, die Kosten für die Influenza-Impfung. Der DAV verhandelt Becker zufolge derzeit mit allen Kassenärztlichen Vereinigungen und Krankenkassen, um eine solche Kostenübernahme bundesweit zu ermöglichen.

Höhere Impfquoten könnten auch erreicht werden, wenn Apotheker impfen dürften. Das zeigen Daten aus anderen Ländern wie der Schweiz oder den USA. Tatsächlich hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Vortag in seiner Begrüßungsrede beim Deutschen Apothekertag gesagt, er könne sich das Impfen in der Apotheke vorstellen. „Wenn die Politik das möchte, um bessere Durchimpfungsraten zu erreichen, werden wir uns dieser Herausforderung stellen“, sagte Becker. „Wenn wir impfen, dann aber ganz klar nur qualitätsgesichert.“ Auch haftungsrechtliche Fragen und die Vergütung müssten vorher geklärt sein.

Was halten die Ärzte davon? Zumindest Dr. Karin von Jeinsen, die Becker auf der Messe den Impfstoff verabreichte, hält dies für sinnvoll. „In den Apotheken ist die Hemmschwelle sicherlich niedriger als in den gerade zur Grippezeit oft überfüllten Arztpraxen“, so die Allgemein- und Arbeitsmedizinerin, die als Betriebsärztin in Pharma- und Chemieunternehmen tätig ist. Wichtig sei, dass die Apotheker zuvor gut geschult werden – auch in Erster Hilfe, um bei den sehr seltenen auftretenden Fällen anaphylaktischer Reaktionen sofort reagieren zu können. Außerdem müssten ausreichend Adrenalin-Autoinjektoren in der Apotheke vorhanden sein. Ihrer Meinung nach gehöre aber das Impfen von Patienten mit chronischen Erkrankungen, Kindern und Schwangeren in die Hände der Fach- und Hausärzte. Bei gesunden Personen sieht sie dagegen keine Probleme.

dh/<link www.pharmazeutische-zeitung.de>PZ/NK