Hautherstellung wie am Fließband

22.06.2011

Haut herzustellen für die Transplantation bei Unfallopfern, aber auch zur Testung von Arzneimitteln – Fraunhofer-Institute haben dazu eine "Fabrik" entwickelt.
Künstliche Haut aus der Fabrik. image.originalResource.properties.copyright

Über 5000 briefmarkengroße Stücke künstlicher Haut soll eine neue "Tissue-Fabrik" jeden Monat herstellen. Sie wurde von vier Fraunhofer-Instituten entwickelt. In einem mehrstufigen Prozess werden dazu Hautproben sterilisiert, per Roboter in die Anlage transportiert, zerkleinert, isoliert und zum Wachsen gebracht – nach drei Wochen ist die künstliche Haut fertig. Zum Vergleich: Bisher ist es Herstellern gelungen, höchstens 2000 Hautstücke von je einem Quadratzentimeter zu produzieren. Ein Herstellungsgang dauert dabei sechs Wochen.

"Uns ist es zum ersten Mal gelungen, eine durchgehende Prozesskette in einer einzigen Anlage zu realisieren – von der Zellextraktion über die Zellvermehrung bis hin zum dreidimensionalen Gewebeaufbau", sagt Professor Heike Walles vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart. Aber die Wissenschaftler wollen mit der Fabrik nicht nur Haut herstellen. Die Technologie soll in den kommenden zwei Jahren so weiterentwickelt werden, dass sich damit auch andere Gewebe wie zum Beispiel Knorpel automatisch fertigen lassen.

Ob sich die Hoffnungen der Medizin erfüllen, müssen weitere Untersuchungen zeigen. Auch die Pharmaforschung und die Kosmetikindustrie dürften sich für die Entwicklung interessieren. Ihnen fehlen immer noch geeignete Modelle, um die Freisetzung, Resorption und Verträglichkeit von Salben, Cremes und Pflastern zu testen.

MP