Herzrhythmusstörungen mit Strahlentherapie behandeln

ZOU | 20.10.2022

Bei dem Begriff Strahlentherapie denkt man zunächst an eine Krebsbehandlung. Dass sich damit auch Herzrhythmusstörungen heilen oder zumindest deutlich reduzieren lassen, ist nur wenigen bekannt. Dieser erfolgversprechende Eingriff wird bisher nur in einzelnen Kliniken Deutschlands durchgeführt.
Patienten, deren Herzrhythmusstörungen nicht auf übliche Verfahren ansprechen, könnten von einer Strahlentherapie profitieren. image.originalResource.properties.copyright

Kardiologen und Strahlentherapeuten der Medizinischen Hochschule in Hannover arbeiten bei der Behandlung von Herzkranken eng zusammen und gehören zu den erfahrensten Zentren in Europa für das neue Verfahren. Bisher haben sie es bei fünf Patienten angewendet, bei denen Medikamente, ein implantierter Defibrillator und eine Verödung vernarbter Bereiche des Herzens (Katheterablation) nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben. „Alle haben davon profitiert. Wenn die Rhythmusstörungen auch nicht immer vollständig verschwanden, so konnten die Häufigkeit und die Stärke doch deutlich reduziert werden. Das ist ein Riesengewinn für die Betroffenen“, berichtete Professor Dr. David Duncker, Leiter des Hannover Herzrhythmus Centrums.

Die schmerzlose Behandlung erfordert keine Operation und dauert nur wenige Minuten. Trotzdem ist das Verfahren sehr aufwendig, denn es muss präzise vorbereitet werden: Ein Medizinphysiker arbeitet etwa einen Tag lang daran, ein genaues, individuelles 3D-Modell zu entwickeln, damit die Strahlung präzise das kranke Gewebe erreicht, ohne gesundes Gewebe zu beschädigen. Dafür müssen die Patienten bei dem Eingriff auf den Millimeter genau platziert werden. Die Strahlung trifft dann exakt auf den gewünschten Zielpunkt und bewirkt einen Umbau des vernarbten Gewebes, das die Rhythmusstörungen verursacht. Ein Vorteil der Methode ist, dass man damit in Bereiche des Herzens vordringen kann, die durch eine Katheterablation nicht erreicht werden können.