Tierbilder reizen die "Grauen Zellen" besonders stark

29.08.2011

In einer Studie der Universität Bonn mit 41 Epilepsiepatienten reagierten Gehirne der Teilnehmer besonders Intensiv auf Bilder von Tieren. Personen, Landschaften und Gegenstände riefen wesentlich weniger Reaktionen der "grauen Zellen" hervor. Die Hirnforscher sehen darin einen Hinweis auf einen uralten Jagd- und Schutzreflex.
Wetten, dass Ihr Gehirn beim Anblick dieser Kuh auf Hochtouren läuft? image.originalResource.properties.copyright
Wetten, dass Ihr Gehirn beim Anblick dieser Kuh auf Hochtouren läuft? image.originalResource.properties.copyright

In der Klinik für Epileptologie des Universitätsklinikums Bonn suchen viele Epilepsiepatienten Hilfe, bei denen eine medikamentöse Behandlung ihrer Erkrankung nicht zum Erfolg geführt hat. Um den Anfallsherd genau zu orten, pflanzen die Bonner Ärzte ihren Patienten routinemäßig Elektroden ins Gehirn und zeichnen die Aktivität während epileptischer Anfälle auf. Die eingepflanzten Sensoren zeigen aber nicht nur die Quelle epileptischer Anfälle, sondern auch andere Gehirnaktivitäten. Wissenschaftler können über diese direkte Verbindung ins Gehirn praktisch den grauen Zellen bei der Arbeit zusehen - eine Chance, die in Bonn seit langem für die Hirnforschung genutzt wird, indem man den Betroffenen Texte und Bilder zeigt und dann die darauf folgenden Gehirnaktivitäten beobachtet.

In der vorliegenden Studie wurden 41 Epilepsiepatienten Bilder von Tieren, Personen, Landschaften oder Gegenständen gezeigt. Sie fanden dabei Aktivität vor allem in der Amygdala, eine auch als "Mandelkern" bezeichnete Hirnregion des Menschen, die mit der Verarbeitung von Emotionen in Zusammenhang steht und die in beiden Gehirnhälften vorhanden ist. "Wir beobachteten, dass die rechte Amygdala häufiger, stärker und schneller auf Tierbilder reagiert als auf andere Bilder", berichtet der Leiter des Forschungsprojekts, Privatdozent Dr. Dr. Florian Mormann. Die linke Amygdala blieb während der Versuche ohne Aktivität.

Dass gesunde Patienten beim Betrachten von Tierbildern genauso reagieren, wiesen Mormann und sein Team mit Hilfe der funktionellen Kernspintomographie nach. Darüber hinaus fanden sie, dass dieses Phänomen unabhängig vom den emotionalen Inhalten der Bilder besteht und bei "niedlichen" Tieren genauso funktioniert wie bei Tieren, die nicht besonders attraktiv auf den Betrachter wirken.

Auch wenn sie die genaue Funktion dieser Nervenzellen noch nicht kennen, vermuten die Wissenschaftler, im Gehirn auf einen uralten Mechanismus gestoßen zu sein, der für das Überleben wichtig war. Demnach war der Anblick von Tieren auf jeden Fall von besonderer Bedeutung für unsere Vorfahren. Mormann sagt: "Die Amygdala ist evolutionsgeschichtlich eine sehr alte Struktur, und die rechte Hirnhälfte hat sich früh auf die Verarbeitung biologisch relevanter Reize spezialisiert. Der Anblick eines Tieres, das ein potentieller Angreifer oder aber eine fette Beute sein konnte, war sicherlich so ein besonderer Reiz."

RF/Uni Bonn