Hirnleistung baut im Alter nicht ab

21.01.2014

Mit zunehmenden Alter nimmt die Leistungsfähigkeit des Gehirns ab, so lautet zumindest die gängige Meinung. Neueste Studienergebnisse Tübinger Wissenschaftler widersprechen dem jetzt. Demnach ist das Gehirn älterer Menschen nicht leistungsschwächer - es weiß einfach mehr.
Von wegen das Hirn rostet im Alter ein... Alte Menschen müssen nur mit einer größeren Datenmenge kämpfen. image.originalResource.properties.copyright

„Das menschliche Gehirn arbeitet im Alter zwar langsamer, aber nur, weil es im Laufe der Zeit mehr Wissen gespeichert hat“, sagt Dr. Michael Ramscar von der Universität Tübingen. Gemeinsam mit Kollegen hatte der Sprachwissenschaftler Computermodelle erstellt, die täglich eine bestimmte Datenmenge "zu lesen" bekamen und neue Dinge lernen konnten. Wurden nur wenige Datensätze eingespeist, war die Computerleistung mit der eines Jugendlichen vergleichbar. Entsprach die Datenmenge dagegen eher der Menge an Informationen, die ein Erwachsener im Laufe eines ganzen Lebens sammelt, ähnelte die Computerleistung der eines älteren Menschen. Dass der Computer langsamer werde, liege nicht daran, dass sich die Leistungsfähigkeit verschlechtere, sondern daran, dass es Zeit brauche, eine so große Datenmenge zu verarbeiten, so die Forscher. Der große Erfahrungsschatz ist damit die Ursache dafür, warum das Gehirn eines Erwachsenen langsamer und vergesslicher erscheint als das eines Jugendlichen.

Doch nicht nur das. Die Studienergebnisse deuten auch darauf hin, dass Erwachsene ihr angehäuftes Wissen besser beherrschen. Um dies zu untersuchen, nutzen die Wissenschaftler einen gängigen Test für kognitive Fähigkeiten, bei dem Testpersonen Wortpaare wie "oben" und "unten" oder "Krawatte" und "Knallbonbon" einstudieren. Junge Erwachsene konnten sich Wortpaare merken, egal ob sie besonders sinnvoll waren oder nicht. Erwachsene merkten sich dagegen passende Wortpaare viel leichter als unsinnige. "Dies demonstriert, dass ältere Erwachsene Sprache viel besser verstehen als junge", sagt Professor Harald Baayen von der Universität Tübingen.

HH