HIV-Infektion: "Heilung schneller als Schutzimpfung"

24.03.2014

Was bei Patienten mit chronischer Hepatitis C inzwischen Realität geworden ist, ist für die allermeisten Patienten mit HIV-Infektion noch ein Traum: die Heilung der Virusinfektion. Jedoch sind inzwischen etwa 20 Patienten bekannt, die als "funktionell geheilt" gelten, sagte Dr. Hans Jäger, Leiter der 15. Münchner Aids- und Hepatitis-Tage, vor Journalisten in München. Er prognostizierte: "In den nächsten Jahren werden wir schneller eine Heilung als eine Schutzimpfung bekommen."
Elektronenmikroskopische Aufnahme mehrerer HI-Viren. Wenn im Blut von HIV-Patienten keine der Viren mehr nachgewiesen werden können, gelten sie als "funktionell geheilt". image.originalResource.properties.copyright

Als funktionell geheilt werden Patienten bezeichnet, die nach Absetzen einer antiretroviralen Therapie praktisch virusfrei bleiben. Wobei das Virus jedoch nicht komplett aus dem Körper verschwunden ist. Dazu zählen 18 Patienten aus der sogenannten Visconti-Studie. Sie wurden kurz nach ihrer Ansteckung mit Medikamenten behandelt, die die Vermehrung des Virus behindern. Nach Absetzen dieser Therapie sind bei ihnen seit einigen Jahren keine Viren im Blut nachweisbar – mit Ausnahme gelegentliche kurzzeitiger Anstiege –, berichtete Dr. Eva Wolf aus dem Team um Jäger. Ähnliche Fälle gebe es beispielsweise in Hamburg oder bei einem Baby in den USA. Die frühe Therapie habe wohl einen entscheidenden Einfluss auf die spätere Viruskontrolle, so Wolf.

Fünf bis 15 Prozent der frühzeitig behandelten Patienten könnten auf diese Weise virusfrei bleiben, schätzt die HIV-Expertin. Auch Jäger ist zuversichtlich: "Wir untersuchen derzeit, ob nicht mehr von den früh behandelten Personen zu den funktionell geheilten gehören als bisher angenommen." Es gebe aber noch keine bestimmten Blutwerte, anhand derer die Ärzte vorhersagen können, ob ein Patient das Virus ohne Therapie unterdrücken kann. In den meisten Fällen flammt die Infektion nach Absetzen der Behandlung wieder auf.

bmg/RF/<link http: www.pharmazeutische-zeitung.de>PZ