Im Gehirn herrschen fiebrige Temperaturen

ZOU | 14.06.2022

Ein Hitzkopf zu sein, ist neuen Forschungsergebnissen zufolge völlig normal: Im gesunden Gehirn herrschen höhere Temperaturen als bisher angenommen. In der Fachzeitschrift „Brain“ berichtet ein Forschungsteam, dass die Temperaturen im Tagesverlauf schwanken und sogar häufig 40 °C überschreiten.
Forscher haben erstmals Temperaturen in gesunden Gehirnen gemessen - mit überraschenden Ergebnissen. image.originalResource.properties.copyright

Erstmals wurde mit einer neuen Methode die Temperatur des Gehirns bei gesunden Menschen erfasst und im Tagesverlauf untersucht. Dabei hat sich die übliche Annahme, dass im Gehirn eine normale Körpertemperatur vorliegt, als falsch erwiesen: Die durchschnittliche Gehirntemperatur liegt bei 38,5 °C – mehr als zwei Grad wärmer als unter der Zunge. Tiefere Hirnregionen überschreiten insbesondere tagsüber bei Frauen sogar häufig 40 °C. Je nach Gehirnregion, Alter, Geschlecht und Tageszeit variieren die Temperaturen, und bei Frauen schwanken sie auch mit dem Monatszyklus.

Die höchste gemessene Gehirntemperatur betrug 40,9 °C. Bei allen Personen zeigten sich Tageszeitschwankung von fast 1 °C, wobei die höchsten Gehirntemperaturen am Nachmittag und die niedrigsten nachts beobachtet wurden. Bei Frauen war die durchschnittliche Temperatur etwa 0,4 °C höher als bei Männern. Zwischen einem Alter von 20 und 40 Jahren nahm sie etwa um 0,6 °C zu.

Dr. John O’Neill vom Labor für Molekularbiologie des Medical Research Council in Cambridge sagte: „Für mich ist das überraschendste Ergebnis, dass das gesunde menschliche Gehirn Temperaturen erreichen kann, die anderswo im Körper als Fieber diagnostiziert würden. Solche hohen Temperaturen wurden in der Vergangenheit bei Menschen mit Hirnverletzungen gemessen, aber es wurde angenommen, dass sie aus der Verletzung resultieren.“

Quelle: DOI 10.1093/brain/awab466