Jobs im Einzelhandel belasten die Gesundheit

14.04.2016

Sieben von zehn Beschäftigten im Groß- und Einzelhandel gehen bei der Arbeit an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Das schlägt sich im Krankenstand nieder: So sind im Einzelhandel psychische Erkrankungen die Ursache für jeden sechsten Fehltag. Das geht aus dem Branchenreport Handel der DAK-Gesundheit und der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik hervor.
Der tägliche Kontakt mit Kunden kann sehr anstrengend sein und die Mitarbeiter mitunter an ihre Grenzen bringen. image.originalResource.properties.copyright

Im Einzelhandel arbeiten neun von zehn Beschäftigten ausschließlich oder überwiegend mit Kunden (87 Prozent). Das bedeutet: Immer freundlich bleiben, auch bei hoher Arbeitsbelastung oder schwierigen Kunden. Zwei Drittel der befragten Beschäftigten (69 Prozent) gehen der Auswertung zufolge bei der Arbeit häufig oder manchmal bis an die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit. Etwa die Hälfte der Beschäftigten mit viel Kundenkontakt (46 Prozent) kann zudem selten oder nie entscheiden, wann sie Pausen macht. Der Report zeigt auch, dass fast jeder Dritte keinen angemessenen Aufenthaltsraum hat. Oft müssen sich Mitarbeiter für ihre Pausen in Abstell- oder Lagerräume zurückziehen, was die Erholung beeinträchtigt.

Die Last der emotional fordernden Arbeit mit Kunden könne durch ein gutes Umfeld abgefedert werden. Es helfe den Mitarbeitern beispielsweise, wenn ein Chef klare Anweisungen gibt und ihnen in Auseinandersetzungen mit schwierigen Kunden den Rücken stärkt. Allerdings fühlen sich drei von zehn Befragten nie oder nur selten von ihrem direkten Vorgesetzten unterstützt. Zudem würden Chefs gute Leistungen nicht regelmäßig genug loben und auch das Thema Sicherheit und Gesundheit im Personalgespräch eher meiden. Mitarbeiter in solchen Unternehmen sind weniger leistungsfähig: „Sie leiden unter mehr Beschwerden und sind häufiger krankgeschrieben“, sagt Thomas Bodmer, Mitglied des Vorstandes der DAK-Gesundheit. „Gerade vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung ist deshalb eine betriebliche Kultur der Sicherheit und der Gesundheit kein Luxus, sondern essenziell im Hinblick auf die Gesundheit, den Erhalt der Arbeitsfähigkeit und damit auch der Produktivität“, so Bodmer.

DAK/NK