Jucken ist so ansteckend wie Gähnen

10.03.2017

Wenn andere gähnen, gähnen wir mit. Ähnlich ist es beim Kratzen. Beide Verhaltensweisen gelten als sozial anstecken. Dass das nicht unbedingt mit Empathie zu tun haben muss, haben US-Forscher jetzt in einem Versuch mit Mäusen herausgefunden. Vielmehr scheint beim Jucken das Gehirn darauf programmiert zu sein, auf das Kratzen anderer zu reagieren.
Was das Gegenüber tut, kann ansteckend sein: Das gilt nicht nur für Lachen oder Gähnen, sondern offenbar auch für Juckreiz. image.originalResource.properties.copyright

Eine bestimmte Hirnregion, die das Einschlafen und Wachwerden kontrolliert, war offenbar besonders aktiv, wenn Mäuse andere Mäuse sahen, die sich kratzten. Gleichzeitig wurde in dieser Region ein Stoff ausgeschüttet, den die Wissenschaftler in früheren Arbeiten als einen der Hauptbotenstoffe für die Übermittlung von Juckreiz-Signalen zwischen Haut und Wirbelsäule ausgemacht hatten. Es handle sich hier also nicht um eine Form von Empathie, sagt Hauptautor Zhou-Feng Chen von der Washington University School of Medicine in St. Louis. Es sei vielmehr das Gehirn, das damit beginne, Jucksignale auszusenden. Die Ergebnisse sind im Fachmagazin Science nachzulesen.

In einem ersten Experiment hatten Chen und sein Team eine Maus in einen Raum mit einem Computerbildschirm gesetzt und ihr einen Film von einer sich juckenden Maus gezeigt. „Innerhalb weniger Sekunden fing die Maus in dem Raum ebenfalls an, sich zu kratzen“, sagt Chen. Das sei sehr erstaunlich gewesen, denn Mäuse seien für ihr schlechtes Sehen bekannt. „Sie nutzen den Geruchs- und den Tastsinn um neue Bereiche zu untersuchen, deshalb wussten wir nicht, ob sie das Video bemerken würden“, so Chen. Doch habe sie nicht nur das Video gesehen, sondern auch erkannt, dass sich die Maus dort kratzt. Der Wissenschaftler glaubt, dass das Kratzverhalten, das die Mäuse zeigten, etwas ist, das sie nicht kontrollieren können. Es sei ein angeborenes und ein instinktives Verhalten, so Chen. Die Forscher hoffen, dass die neuen Erkenntnisse dabei helfen, die Nervenschaltkreise, die sozial ansteckende Verhaltensweisen steuern, besser zu verstehen.

HH