Kirche, Klo, Sex: SMS in unmöglichen Situationen

07.04.2015

Es gibt Situationen, da sollte man sich das Schreiben von Textnachrichten besser verkneifen – unter der Dusche zum Beispiel, bei einer Beerdigung oder beim Sex. Viele Menschen machen es trotzdem. Der Frage nach dem Warum waren Psychologen der Pennsylvania State Universität in den USA nachgegangen.
Kein "Örtchen" ist sicher vor dem dringenden Bedürfnis, SMS zu schreiben. image.originalResource.properties.copyright

In vielen Situationen stuften die in der Studie befragten Studenten das Verfassen von SMS als unangebracht ein – und taten es trotzdem. So hielten die meisten das Schreiben von Textnachrichten während des Duschens für sozial inakzeptabel, doch ein Drittel gab an, es trotzdem zu tun. Und während die meisten der Meinung waren, es sei falsch, während eines Gottesdienstes oder dem Ablegen des US-amerikanischen Treue-Gelöbnisses Nachrichten zu tippen, ließen sich 22 Prozent im ersten und 11 Prozent im zweiten Fall davon nicht hindern. Rund sieben Prozent schrieben sogar, während sie Sex hatten. Textnachrichten während des Essens oder auf dem Klo zu tippen, sei für die meisten dagegen heute normal, berichten die Psychologen im Fachblatt Social Science Journal.

Die Forscher vermuten, dass es für viele Menschen einfach zu verlockend sei, eine ankommende Textnachricht nicht anzuschauen und zu beantworten. Aus evolutionspsychologischer Sicht könnten das Brummen und blinkende Lichter der eingehenden Nachrichten Möglichkeiten oder Bedrohungen signalisieren, glaubt die Psychologin Marissa Harrison. Dies veranlasse Menschen, ihrer aktuellen Situation weniger Aufmerksamkeit zu schenken. „Wir sind alle darauf programmiert, Bewegungen und Veränderungen in unserer Umgebung zu registrieren“, sagt Harrison. Ähnlich wie Geräusche, die früher zum Beispiel auf den Angriff eines Raubtieres hindeuteten, könne das Brummen und Klingeln neuer Textnachrichten den Drang verstärken, herauszufinden zu müssen, was gerade vor sich geht.

HH