Kopfschmerzen, Schmerzmittel, noch mehr Kopfschmerzen: Was tun?

AR/PZ/NK | 11.04.2022

Werden rezeptfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol zu häufig eingenommen, kann sich ihre Wirkung ins Gegenteil umkehren und sie können Kopfschmerzen verursachen statt lindern. Wie Betroffenen am besten zu helfen ist, zeigt eine Leitlinie, die jetzt aktualisiert wurde.
Bei einem Übergebrauch von Schmerzmitteln kann sich ihre Wirkung umkehren und Schmerzen sogar begünstigen. image.originalResource.properties.copyright

Treten Kopfschmerzen nach einem übermäßigen Gebrauch von Schmerzmitteln auf, sprechen Ärzte von einem sogenannten medikamenteninduzierten Kopfschmerz (Medication Overuse Headache, kurz MOH). Dieser liegt vor, wenn ein Patient über drei Monate an mindestens 15 Tagen im Monat unter Kopfschmerz leidet und dagegen an ebenso vielen Tagen im Monat Schmerzmittel wie Ibuprofen, ASS, Diclofenac oder Paracetamol einnimmt. Das betrifft laut Leitlinie besonders häufig Frauen, weitere Risikofaktoren sind unter anderem auch Stress, körperliche Inaktivität, Übergewicht, Rauchen, abhängiges Verhalten und psychische Erkrankungen wie Depression oder Angststörungen.

Über Zusammenhänge informieren

Da der Patient selbst am meisten dazu beitragen kann, dass MOH gar nicht erst entsteht, steht die Aufklärung des Betroffenen über den Zusammenhang zwischen der häufigen Arzneimittelanwendung und den Kopfschmerzen an erster Stelle. Bei Migränepatienten sollte in einem zweiten Schritt eine medikamentöse Prophylaxe eingeleitet werden. Bei Patienten mit Spannungskopfschmerzen und MOH kann eine Prophylaxe mit Amitriptylin erfolgen. Die medikamentöse Prophylaxe soll durch nicht medikamentöse Maßnahmen wie Beratung, Entspannungsverfahren, Ausdauersport, kognitive Verhaltenstherapie und Biofeedback ergänzt werden.

Bleibt all das ohne ausreichenden Erfolg, empfiehlt die Leitlinie eine Medikamentenpause, die ambulant, teilstationär oder stationär ärztlich begleitet werden muss. Bei Patienten mit MOH infolge eines Übergebrauchs von Opioiden soll der Entzug stationär erfolgen.

Entzugssymptome sind möglich

Das abrupte Absetzen der zuvor exzessiv angewendeten Medikamente führt bei den meisten Patienten vorübergehend zu einer Verstärkung der Kopfschmerzen und anderen Entzugssymptomen wie Angst- und Schlafstörungen. Diese Beschwerden können zwei bis sieben Tage lang anhalten, je nachdem, welche Art von Medikamenten zuvor übergebraucht wurden. Am schnellsten geht die Entwöhnung von Triptanen, am längsten braucht sie bei Mutterkornalkaloiden oder Opioiden. Zur Behandlung von Entzugssymptomen oder Kopfschmerzen während der Medikamentenpause können trizyklische Antidepressiva, Neuroleptika, Antiemetika oder Corticosteroide gegeben werden.

Gelingt es auf diese Weise, den Schmerzmittelgebrauch der Patienten zu senken, sollten sie auch weiter engmaschig betreut werden, denn es besteht ein hohes Rückfallrisiko, vor allem bei Patienten mit Opioid-Übergebrauch. Insgesamt beziffert die Leitlinie die Erfolgsrate der gestuften Therapie auf 50 bis 70 Prozent nach sechs bis zwölf Monaten.