Wie die griechische Volksgesundheit unter der Krise leidet

10.10.2011

Englische und US-amerikanische Wissenschaftler haben beobachtet, dass sich die Finanzkrise negativ auf die griechische Volksgesundheit auswirkt. Sie befürchten, dass sich der Gesundheitszustand durch die Sparmaßnahmen in den nächsten Jahren noch weiter verschlechtern wird.
Trotz Kaiserwetter und tiefblauem Meer: Griechenlands Gesundheit leidet massiv unter der Finanzkrise. image.originalResource.properties.copyright

Mehr Suizide, mehr HIV-Infektionen, mehr Menschen, die ihren Gesundheitszustand als "schlecht" oder "sehr schlecht" bezeichnen. So lautet die alarmierende Bilanz, die von einer Gruppe von Wissenschaftlern im Fachmagazin "The Lancet" veröffentlicht wurde. Die Forscher hatten die Gesundheitslage in Griechenland erkundet und dazu Daten aus der Zeit vor der Finanzkrise mit aktuellen Zahlen verglichen.

Im Jahr 2009 gab es demnach 17 Prozent mehr Selbsttötungen als noch 2007 – dem Jahr vor der Krise. Der griechische Gesundheitsminister sieht sogar einen 40-prozentigen Anstieg der Fälle im ersten Halbjahr 2011, verglichen mit der gleichen Zeit im Vorjahr. Die nationale telefonische Suizid-Beratungshotline berichtet, dass jeder vierte Anrufer über finanzielle Schwierigkeiten klagt. Es wird vermutet, dass die Unfähigkeit, private Schulden zu begleichen, ein gewichtiger Grund für die vermehrten Fälle von Selbsttötung sei.

Auch die Entwicklung der HIV-Infektionen und deren Ursachen sind besorgniserregend. Aktuelle Daten legen nahe, dass 2011 etwa 50 Prozent mehr Infektionen als 2010 registriert werden. Etwa die Hälfte dieser Neuinfektionen geht auf drogenabhängige Personen zurück. Von den staatlichen Einsparungen sind auch sogenannte Street-work-Programme betroffen. Durch die Kürzungen nehmen gerade einmal 15 Prozent der Süchtigen in einem Entzugsprogramm teil. Die Infektionszahlen steigen auch deshalb, weil immer mehr Menschen der Prostitution nachgehen. Ein Behördenbericht zeigt, wie verzweifelt manche Drogenabhängige sind: Sie infizieren sich absichtlich mit HIV, um die monatlichen 700 Euro Zuschuss vom Staat für HIV-Kranke zu ergattern.

Verglichen mit 2007 sind 2009 auch deutlich weniger Menschen zum Arzt gegangen. Sie berichteten, aufgrund zu langer Wartezeiten den als nötig empfunden Arztbesuch zu meiden. Öffentliche Krankenhäuser in Griechenland mussten Einschnitte von bis zu 40 Prozent hinnehmen.

Die Studienautoren wiesen aber auch auf eine positive Entwicklung hin: So ging der Alkoholkonsum zurück und laut Daten der Polizei auch die Fälle von Alkohol am Steuer.

FH