Lebenserwartung: 120-150 Jahre sind maximal

Dr. Karen Zoufal | 04.06.2021

Forscher haben Zusammenhänge zwischen der Alterung und einer zunehmend geringeren Fähigkeit zur Erholung von Stress aufgedeckt. Ihre Beobachtungen könnten erklären, warum die durchschnittliche Lebenserwartung zwar wächst, die maximale Lebenserwartung jedoch in etwa gleich bleibt.
Gute Gesundheit sorgt für gute Lebensqualität in der zweiten Lebenshälfte, allerdings verlängert sie das Leben nicht unbedingt. image.originalResource.properties.copyright

Die Zeit, die ein Mensch zur Erholung benötigt, wird im Alter immer länger: Während sich 40-jährige gesunde Erwachsene in rund zwei Wochen von größeren Belastungen erholen, benötigen 80-Jährige dafür durchschnittlich sechs Wochen. Mit zunehmendem Alter verbringen Menschen deshalb immer weniger Zeit in einer optimalen körperlichen Verfassung.

Zu diesem Ergebnis kamen Forscher durch Bluttests und Aufzeichnungen der körperlichen Aktivität mit Hilfe tragbarer Geräte. Wenn sie diesen Trend auf ein noch höheres Alter hochrechnen, so geht die Fähigkeit des Körpers zur Erholung in einem Alter von etwa 120 bis 150 Jahren vollständig verloren – auch bei Personen ohne chronische Erkrankungen. Das berichtet das Forschungsteam in der Zeitschrift „Nature Communications“.

Dieser Verlust der Widerstandskraft selbst bei recht gesunden alternden Menschen könnte erklären, warum man keine Erhöhung der maximalen Lebensdauer beobachtet, obwohl die durchschnittliche Lebenserwartung in den letzten Jahrzehnten stetig angestiegen ist. Das würde auch bedeuten, dass nur solche Maßnahmen die maximale Lebensdauer verlängern können, die die schwindende Widerstandskraft wiederherstellen.

Mit anderen Worten: Das Leben lässt sich nicht verlängern, indem Krankheiten verhindert oder geheilt werden, solange der Alterungsprozess nicht aufgehalten wird. Dies wäre eine Erklärung dafür, warum selbst die wirksamste Vorbeugung und Behandlung von altersbedingten Krankheiten nur die durchschnittliche, aber nicht die maximale Lebensdauer verbessert.

Quelle: DOI 10.1038/s41467-021-23014-1