Drei Lern-Tipps von der Hirnforscherin

Dr. Frank Schäfer | 15.01.2022

Was hilft beim Lernen und was nicht? Hier ein paar Tipps von Professorin Dr. Constanze Seidenbecher vom Leibnitz Institut für Neurobiologie in Magdeburg.
Lernen ist für viele Menschen alles andere als einfach. image.originalResource.properties.copyright

Frau Professorin Seidenbecher, was kann das Lernen erleichtern?

Seidenbecher: Ganz entscheidend ist die Motivation, etwas zu lernen, und die Bedeutung des Lernstoffes für den Lernenden. Wenn ich die Bedeutung für mein Leben, meinen Alltag erkenne, vielleicht sogar aktiv nach diesem Wissen gesucht habe, bestehen gute Chancen, dass ich mich langfristig erinnere. Das Einsortieren neuen Wissens in ältere Gedächtnisinhalte, Assoziationen über Eselsbrücken und das Kennenlernen des Stoffes aus mehreren Perspektiven können gut helfen – also in Form von Text, Schaubildern oder Podcasts zum Mithören.

Welche Störfaktoren gibt es?

Seidenbecher: Jeder weist einen anderen Biorhythmus auf und lernt zu unterschiedlichen Zeiten besonders effektiv. Manche Menschen lernen im Gehen besonders gut oder bei bestimmter Musik. Lernen mit allen Sinnen kann ein Schlüssel zum Erfolg sein. Lernpausen helfen beim Konsolidieren von Gelerntem, vorausgesetzt, dass man sich in der Pause nicht mit etwas Ähnlichem beschäftigt, wodurch eine Überlagerung entsteht. Stress und Multitasking sind natürliche Feinde eines guten Gedächtnisses. Und schließlich: Gesunder Schlaf ist enorm wichtig für das Festigen von Erinnerungen.

Wie lässt sich das Gedächtnis dauerhaft trainieren?

Seidenbecher: Das ist keine einfache Frage. Schauspieler beispielsweise können große Mengen Text lernen, erfahrene Taxifahrer haben komplexe Stadtpläne im Kopf, und Profitänzer erinnern sich an äußerst komplizierte Schrittfolgen, weil sie diese Fähigkeiten trainiert haben und für ihren Berufsalltag benötigen. Aber sind Tänzer damit auch automatisch gut im Lernen von langen Gedichten und können Taxifahrer Choreographien exakt erinnern? Die häufige Beschäftigung mit einem Thema macht das Gehirn vor allem für dieses eine Thema sehr empfänglich. Das heißt, unsere Merkfähigkeit hängt von der häufigen, intensiven Nutzung unseres Gehirns für bestimmte Aufgaben ab. Um es zu trainieren, sollten wir also möglichst ab und an mal Probleme denkintensiver und damit ohne technische Hilfen wie Taschenrechner, Navigationsgerät oder die vielfältigen Internethilfen angehen.