Mandel-OP erst ab sechs Infektionen im Jahr

28.09.2015

Wann müssen die Mandeln entfernt werden? Reicht es aus, eine Entzündung mit Antibiotika zu behandeln? Um dies richtig zu beurteilen, haben Ärzte an einer gemeinsamen Empfehlung gearbeitet, die jetzt als Leitlinie veröffentlicht wurde.
Tritt eine Mandelentzündung nur gelegentlich auf, raten Ärzte mittlerweile von einer Operation ab. image.originalResource.properties.copyright

Demnach reicht es bei einer akuten Mandelentzündung, die durch Streptokokken verursacht wurde, mit Antibiotika zu therapieren – auch wenn es sich um eine erneute Infektion handelt. Treten innerhalb von zwölf Monaten nicht mehr als zwei Mandelentzündungen auf, sollten die Mandeln also drin bleiben, empfehlen die Experten. Bei drei bis fünf Entzündungen sei die Mandelentfernung eine mögliche Option, wenn es innerhalb der nächsten sechs Monate zu weiteren Entzündungen kommen sollte. Erst ab sechs Mandelentzündungen im vorausgegangenen Jahr sei es empfehlenswert, die Mandeln vollständig zu entfernen. Anders als früher sind Ärzte heute im Hinblick auf eine Mandel-OP deutlich zurückhaltender. Dies liegt vor allem an den Komplikationen, die mit dem Eingriff einhergehen können: Dazu zählen Nachblutungen und Schmerzen nach der Operation, insbesondere beim Schlucken. Deshalb sei es wichtig, Nutzen und Risiken eines solchen Eingriffs sorgfältig abzuwägen, betonen die Ärzte. Auch bei Pfeifferschem Drüsenfieber raten die Mediziner von einer Mandelentfernung als Standardtherapie ab. Bei dieser Virusinfektion entzünden sich die Mandeln akut und können so stark anschwellen, dass die Betroffenen unter Atemnot leiden. Eine Operation ist nach Meinung der Ärzte nur noch in Fällen von Luftnot gerechtfertigt.

Ungefährlicher ist im Gegensatz zur vollständigen Entfernung der Mandeln eine Teilentfernung oder Tonsillotomie. Diese ist bei chronischen Entzündungen nicht sinnvoll, kann aber bei Atem- und Schluckbeschwerden helfen und wird vor allem bei jüngeren Kindern empfohlen. Entscheidend für den Nutzen sei hierbei die Größe der Mandeln, die Ärzte anhand der sogenannten Brodsky-Skala bestimmen können. Die Kosten für diesen Eingriff müssen in der Regel jedoch von den Eltern selbst getragen werden.

HH