Mandel-OP: Nur geringe Vorteile?

27.01.2017

Bei Kindern, die immer wieder unter Mandelentzündungen leiden oder aufgrund der Mandeln Atembeschwerden haben, kann eine Operation helfen. Mit der Zeit scheint der Nutzen jedoch abzunehmen, wie eine neue Übersichtsarbeit aus den Niederlanden zeigt.
Fieber, starke Halsschmerzen und Schluckbeschwerden: Vor allem Kinder leiden häufig unter einer Mandelentzündung. image.originalResource.properties.copyright

Kinder, bei denen die Mandeln operativ entfernt worden waren, hatten im folgenden Jahr zwar weniger Halsentzündungen, fehlten weniger häufig in der Schule und mussten nicht mehr so oft wegen Halsschmerzen einen Arzt aufsuchen. Allerdings waren die Vorteile einer Mandel-OP nicht langanhaltend. Zu diesem Ergebnis kamen die Forscher der Vanderbilt University in ihrem systematischen Review. Bei einem genauen Blick auf Atembeschwerden und damit verbundene Schlafstörungen zeigte sich wiederum, dass Kinder, deren Mandeln entfernt worden waren, besser schliefen als Kinder ohne Operation. Zu Blutungen nach dem Eingriff kam es bei weniger als vier Prozent der Patienten und bei weniger als einem Prozent wurde eine erneute Klinikaufnahme oder ein weiterer Eingriff notwendig.

„Es ist wahrscheinlich die umfassendste Studie zur Literatur über Mandelentfernungen, die jemals gemacht wurde“, sagt Dr. David Francis, Assistant-Professor für Otolaryngology. Allerdings könne eine solche Übersichtsarbeit nur so gut sein, wie die Arbeiten, die darin einfließen, so die Autoren. So sei die Definition einer Infektion in den betrachteten Studien nicht immer gleich und im Fall von Schlafstörungen durch Atembeschwerden seien andere Faktoren, die ebenfalls dazu beitragen können, nicht immer in gleichem Maße berücksichtigt worden. Ein weiteres Problem sehen die Forscher darin, dass die Vorteile einer Operation mit der Zeit schwinden. Informationen zur langfristigen Entwicklung seien jedoch nur begrenzt verfügbar, weil die meisten Studien Kinder nicht über einen langen Zeitraum verfolgten. All dies biete Ansätze für weitere Forschungsarbeiten, so die Forscher. Bis dahin sei es wichtig, dass Ärzte und Familien gemeinsam überlegen, ob eine Mandel-OP mit ihren möglichen Vorteilen und Risiken für ein Kind sinnvoll ist.

HH