Migräne bei Kindern

19.05.2020

Migräne kann auch Kinder treffen. Die Symptome unterscheiden sich jedoch oft von denen, die bei Erwachsenen auftreten.
Auch Kinder können unter Migräne leiden. In vielen Fällen treten neben Kopfschmerzen auch andere Symptome auf, die für Eltern nur schwer einzuordnen sind. image.originalResource.properties.copyright

Die Schmerzklinik in Kiel weist auf ihrer Internetseite darauf hin, dass Migräne und dabei auftretende Kopfschmerzen auch bei Kindern anfallsweise auftreten, mit unbeschwerten Phasen zwischen den Attacken. Zur Klärung beitragen könne daher die an das Kind oder die Eltern gestellte Frage, ob zwischen einzelnen Attacken vollständige Kopfschmerzfreiheit besteht und die Kinder auch sonst gesund sind.

Vielfältiges Beschwerdebild

Anders als bei Erwachsenen betreffen bei Kindern Migränekopfschmerzen meist nicht nur eine Kopfseite. Neben Kopfschmerzen gibt es sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen oft weitere Migränebeschwerden. Diese sind bei Kindern eher ausgeprägter als der Kopfschmerz. In der Frühphase der Attacke können depressive Verstimmungen vorkommen. Auch ein beschleunigter Herzschlag, Blässe oder Hautrötung, Harndrang oder Müdigkeit können bei den betroffenen Kindern auftreten. "Sie können erhöhte Temperaturen aufweisen, gähnen oder unruhig sein und geben auch in anderen Körperregionen Schmerzen an, besonders im Bereich des Bauches. Im Vordergrund stehen Störungen der Verdauungsorgane wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und verstärkte Abwehrspannung der Bauchdecke", schreibt die Kieler Schmerzklinik.

Direkt vor der Kopfschmerzphase gibt es bei einem Teil der Betroffenen Auraphänomene. Es handelt sich um vom Nervensystem ausgehende, vorübergehende Störungen, vor allem um veränderte Sehwahrnehmungen. Weitere mögliche Symptome: lähmungsartige Erscheinungen, Verwirrtheitszustände sowie Gefühls- und Sprachstörungen. Die Kopfschmerzphase kann sich anschließen, mitunter aber auch wegfallen. Beklagen also Kinder trotz fehlender Kopfschmerzen wiederholt Phasen etwa mit starken Bauchbeschwerden, könnte es eine Migräneattacke sein, "Bauchmigräne" sozusagen. Kinder hören im Verlauf der Attacke mit ihren Aktivitäten auf und legen sich oft freiwillig zum Schlafen hin. Die Dauer der Attacken kann kurz ausfallen und unter zwei Stunden liegen, sie kann je nach Migräneausprägung aber auch zwei oder drei Tage betragen. In der Regel halten die Attacken bei Kindern nicht so lang an wie bei Erwachsenen.

Beschwerden wie die hier beschriebenen und häufige oder anhaltende Kopfschmerzen muss in jedem Fall der Kinder- oder Hausarzt beurteilen. Bei Bedarf kommt ein Neurologe hinzu. Denn es kann viele Ursachen geben, wenn auch nur sehr selten etwas Gravierendes. Handelt es sich um Migräne, stehen neben der Akutbehandlung künftig vorbeugend Hilfen zur Alltags- und
Stressbewältigung im Vordergrund. Die Kieler Schmerzklinik nennt dazu unter anderem folgende Ansatzpunkte: regelmäßiger, ausreichender Schlaf, regelmäßige, nicht zu hastig aufgenommene Mahlzeiten, Begrenzung des Medienkonsums sowie das Meiden kurzzeitig starker körperlicher Belastungen. Außerdem empfohlen: Ausdauersport, keine zu starke psychische Belastung, geeignete Entspannungstechniken und eine insgesamt ausgeglichene Lebensweise. Mitunter können chemische Reizstoffe Migräneattacken begünstigen, Parfüms oder Lösungsmittel in Klebstoffen etwa. Ein Schmerztagebuch hilft, individuelle Auslöser zu erkennen. Das muss man im Einzelnen mit dem Arzt besprechen. Zur Vorbeugung gelten Verhaltensmaßnahmen gerade bei Kindern als sehr wirksam, Medikamente kommen dafür nur in Ausnahmefällen zum Einsatz.

Was bei akuten Migräne-Attacken hilft

Bei akuten Attacken brauchen Kinder Ruhe, am besten in einem abgedunkelten Raum. Auch ein kühlender Umschlag und viel Schlaf helfen. Welche Medikamente man geben darf, müssen Eltern zuvor mit dem Arzt besprechen. Gerade bei kleinen Kindern eignen sich viele Arzneistoffe gegen Migräne oder die Dosierungen für Erwachsene nicht. Wichtig ist auch der richtige Zeitpunkt der Anwendung und die je nach Beschwerdebild geeignete Darreichungsform des Mittels. Ärzte und Apotheker beraten dazu.

Dr. Frank Schäfer