MRT: Zuckerlösung statt Kontrastmittel?

27.06.2017

Bei einer Magnetresonanztomografie (MRT) verbessern Kontrastmittel die Darstellung der Gewebestrukturen, sie sind für den Körper jedoch eine Belastung. Wissenschaftlern des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) ist es in Zusammenarbeit mit Kollegen des Universitätsklinikums Heidelberg gelungen, Gehirntumoren mit einem neuen MRT-Verfahren sichtbar zu machen. Statt der üblichen Kontrastmittel nutzten sie eine einfache Zuckerlösung.
Bei einer MRT wird in einigen Fällen Kontrastmittel benötigt, um verschiedene Körpergewebe wie Muskulatur und Blutgefäße optisch zu trennen. image.originalResource.properties.copyright

Radiologen und Physikern des DKFZ ist eine neue Art der Bildgebung mit Glukose (Traubenzucker) gelungen. Übliche Kontrastmittel verstärken die Signale in den Blutgefäßen und im Raum zwischen den Zellen, gelangen jedoch nicht ins Zellinnere. Glukose hingegen wird in die Körperzellen aufgenommen und dort abgebaut. Besonders Tumorzellen sind süchtig nach Zucker, um ihren hohen Energiebedarf zu decken. In der aktuellen Arbeit konnten die Forscher durch die Beobachtung der Zucker-Stoffwechselaktivität Krebsherde oder besonders aggressiv wachsende Tumorareale identifizieren. Der erhöhte Zuckerverbrauch von Tumoren wird schon seit Jahrzehnten genutzt, um Krebszellen sichtbar zu machen. Dafür nutzen Ärzte die sogenannte Positronenemissions-Tomographie (PET), für die jedoch radioaktiv markierte Zuckermoleküle notwendig sind. "Unsere Glukose-MRT dagegen kommt ohne jegliche Radioaktivität und somit ohne eine Strahlenbelastung für den Patienten aus", sagt Daniel Paech, der Erstautor der Arbeit.

Die klassische MRT beruht auf der Messung der Signale von Protonen im Wasser. Da der Körper zu über 60 Prozent aus Wasser besteht, entsteht so ein deutliches Bild. Um den viel geringer konzentrierten Traubenzucker sichtbar zu machen, benutzen die DKFZ-Forscher einen Hochfeld-Tomographen mit einer Magnetfeldstärke von 7 Tesla und eine spezielle Methode, um das Glukose-Signal zu verstärken. Dies ermöglichte es, die Änderungen der Zuckerkonzentration im Hirngewebe nach der Injektion der Glukoselösung sichtbar zu machen. Die für die Glukose-Messung benötigte Menge an Traubenzucker entspricht etwa fünf Stück Würfelzucker.

DKFZ/NK