Pendeln: Langer Schulweg stresst Kinder

11.01.2018

Für viele Menschen beginnt der tägliche Stress schon lange bevor sie am Arbeitsplatz sind: Staus auf den Straßen, Verspätungen und volle Busse und Bahnen kosten Nerven. Auch Kinder und Jugendliche sind davon bereits betroffen. Bei knapp 15 Prozent der Schüler in Deutschland dauert der Schulweg 45 Minuten oder länger. Das hat Folgen für die Gesundheit, wie eine neue Studie der Frankfurt University of Applied Sciences (UAS) zeigt.
Kinder und Jugendliche, die einen langen Schulweg haben, sind unkonzentrierter und fühlen sich häufiger krank. image.originalResource.properties.copyright

Jugendliche brauchen der Studie zufolge im Schnitt 27 Minuten, um am Morgen von ihrem Elternhaus zur Schule zu kommen. Die meisten Jugendlichen, nämlich 30 Prozent, benötigen zwischen 10 und 20 Minuten für ihren Schulweg. 14,4 Prozent der Jugendlichen sind in weniger als zehn Minuten in der Schule. Mit 14,9 Prozent liegt jedoch der Anteil an Schülern, die am Morgen 45 Minuten oder länger unterwegs sind, auf einem ähnlichen Niveau. Das geht aus Befragungen von rund 10.000 Schülerinnen und Schüler an etwa 150 weiterführenden Schulen in 14 Bundesländern hervor.

„Interessant ist nun, dass Jugendliche, die einen langen Schulweg zurücklegen müssen, signifikant häufiger über mentale Gesundheitsprobleme klagen“, betont Prof. Dr. Andreas Klocke, Leiter des Forschungszentrums Demografischer Wandel (FZDW) der Frankfurt UAS. Während 22,9 Prozent der Jugendlichen mit kurzem Schulweg an mehr als an einem Tag in der Woche von Konzentrationsproblemen berichten, liegt der Wert für Jugendliche mit langem Schulweg mit 29,3 Prozent deutlich höher. Sie sind zudem mit 43,1 Prozent an mehr als an einem Tag in der Woche gereizt. Jugendliche, die einen kürzeren Schulweg zurücklegen müssen, sind im Schnitt auch zufriedener mit ihrer Gesundheit. Während sie zu 82,7 Prozent ihren Gesundheitszustand als sehr gut oder gut einschätzen, liegt der entsprechende Wert für Jugendliche, die 45 Minuten oder länger zur Schule brauchen, nur bei 77 Prozent.

Die Forscher des FZDW plädieren dafür, bei Debatten über anstehende Schulschließungen auch das Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen zu berücksichtigen. Wie enorm das Ausmaß an Schulschließungen in Deutschland sei, signalisiere eine Zahl des Statistischen Bundesamts: Demnach hat die Zahl der allgemeinbildenden, weiterführenden Schulen in Deutschland seit Anfang der 1990er von rund 15.500 auf knapp 12.000 abgenommen. Dies entspricht einem Rückgang von 24 Prozent.

FZDW/NK