Pollenflug erhöht die Covid-19-Gefahr

Natascha Koch | 10.03.2021

Die beginnende Allergie-Saison erhöht offenbar das Risiko, sich mit dem neuartigen Coronavirus zu infizieren. Dies zeigt eine neue Studie unter der Leitung von Forschenden der Technischen Universität München (TUM) und des Helmholtz Zentrums München. Schützen können sich Risikopatienten, indem sie auch draußen Staubfiltermasken tragen.
Ist die Pollenbelastung in der Luft hoch, schwächt das die körpereigenen Abwehr - egal, ob man Heuschnupfen hat oder nicht. image.originalResource.properties.copyright

Im Frühjahr 2020 schien der Ausbruch der Corona-Pandemie mit den Flugzeiten der Baumpollen zusammenzutreffen. Diese Beobachtungen nahmen die Wissenschaftler zum Anlass für eine umfassende Untersuchung, um herauszufinden, ob es einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen der Pollenkonzentration in der Luft und den Infektionszahlen mit SARS-CoV-2 gibt. Tatsächlich zeigte sich: Wenn viele Pollen fliegen, steigt die Zahl der Covid-19-Fälle – dabei spielt es keine Rolle, ob Betroffene an Heuschnupfen leiden oder nicht.

An Orten ohne Lockdown-Regelungen stieg die Infektionsrate im Schnitt um vier Prozent, wenn sich die Anzahl der Pollen in der Luft um 100 pro Kubikmeter erhöhte. In manchen deutschen Städten beispielsweise kamen im Untersuchungszeitraum zeitweise pro Tag bis zu 500 Pollen auf einen Kubikmeter – was insgesamt zu einem Anstieg der Infektionsraten um mehr als 20 Prozent führte. Galten in den untersuchten Gebieten Lockdown-Regeln, halbierte sich die Zahl der Infektionen im Schnitt jedoch bei vergleichbarer Pollenkonzentration in der Luft. Für die Studie analysierten die Forschenden Pollendaten von 130 Stationen in 31 Ländern auf fünf verschiedenen Kontinenten.

Staubfiltermasken auch draußen tragen

„Man kann nicht vermeiden, luftgetragenen Pollen ausgesetzt zu sein“, sagt Stefanie Gilles, Erstautorin der Studie. Wer zu Hochrisikogruppe gehört, solle sich der erhöhten Infektionsgefahr in der Allergie-Saison bewusst sein. Schützen könne man sich, indem man Staubfiltermasken trägt, wenn die Pollenkonzentration hoch ist. So halte man das Virus und auch die Pollen gleichermaßen von den Atemwegen fern.

Pollenflug schwächt Körperabwehr

Grund für die erhöhte Infektionsgefahr ist, dass die körpereigene Abwehr nur in abgeschwächter Form auf Viren der Atemwege reagieren, wenn Pollen unterwegs sind. Wenn ein Virus in den Körper gelangt, produzieren infizierte Zellen üblicherweise Signalproteine – auch bei SARS-CoV-2. Diese sogenannten antiviralen Interferone rufen benachbarte Zellen dazu auf, ihre antivirale Abwehr zu verstärken, um die Eindringlinge in Schach zu halten. Ist allerdings die Pollenkonzentration in der Luft hoch, werden weniger solcher antiviralen Interferone produziert. Auch die eigentlich heilsame Entzündungsreaktion des Körpers wird beeinflusst.

Quelle: 10.1111/all.14047