Potenzmittel schützt das Ohr vor Lärmschaden

27.01.2012

Der Wirkstoff Vardenafil wird normalerweise zur Behandlung von Erektionsstörungen eingesetzt. Nun lässt er Experten aufhorchen: im Tierversuch des Zentrums für Neurosensorik am Universitätsklinikum Tübingen hat das Mittel, das als Potenzmittel Karriere gemacht hat, Mäuse vor einer Innenohrschwerhörigkeit durch Lärm bewahrt. Dabei wirkte das Mittel auch noch, wenn es bis zu 24 Stunden nach der Lärmschädigung gegeben wurde.
Mit Ohrenschützern kann man sich prima vor Lärm bewahren. Offensichtlich schützt aber auch das Potenzmittel Vardenafil vor Hörschäden. image.originalResource.properties.copyright

Das Innenohr ist den ganzen Tag über Geräuschen ausgesetzt. Verkehrslärm, Konzertbesuche und aufgedrehte Stereoanlagen oder MP3-Player. Gerade bei starkem Lärm werden die Sinneszellen im Hörorgan stark belastet und mitunter beschädigt. Die Verbindungen zum Gehirn können dann dauerhaft darunter leiden. Die Folge: Hörverlust.

Da das Ohr die beschädigten Sinneszellen weder reparieren noch ersetzen kann, gibt es im Innenohr verschiedene Schutzmechanismen, die dem Verlust der Sinneszellen durch Lärm vorbeugen sollen. Hauptsächlich dafür verantwortlich ist ein Signalstoff mit dem sperrigen Namen zyklisches Guanosinmonophosphat (cGMP). Diesen Schutzmechanismus haben die Experten aus Tübingen entdeckt und genauer untersucht. Dabei fanden sie heraus, dass die Konzentration des schützenden cGMP durch den Wirkstoff Vardenafil erhöht werden kann.

Bei Mäusen konnte der Wirkstoff Vardenafil den Untergang der Sinneszellen im Innenohr nach einer Lärmbelastung verhindern – sogar wenn er erst bis zu 24 Stunden nach der Schädigung gegeben wurde. Den Forschern zufolge zeige dies, dass Vardenafil Reparaturmechanismen in Gang setze. Noch allerdings raten die Experten vor einem Einsatz beim Menschen ab. Erst müssten weitere Untersuchungen klären, ob der Wirkstoff auch beim Menschen ohrenschützende Wirkungen entfalten würde. Zumal im Beipackzettel von Vardenafil als mögliche Nebenwirkungen auch Taubheit genannt wird. Noch sei also unklar, ob der Wirkstoff beim Menschen nicht genau den gegenteiligen Effekt haben könnte: nämlich das Innenohr zu schädigen.

KK