Rituale lindern Angst und Stress

03.07.2020

Abschlussfeiern, Hochzeiten, Beerdigungen, Weihnachten: Das Leben ist voller Rituale. Einer neuen Studie zufolge scheinen sie auch ein unbewusster, aber genialer Trick zu sein, um Angst und Stress zu reduzieren.
Tagebuch schreiben als Teil einer festen Morgenroutine könnte gegen negative Gefühle wie Angst helfen. image.originalResource.properties.copyright

Tschechische Wissenschaftler haben untersucht, wie Rituale Menschen helfen, mit Angstzuständen umzugehen und dazu beitragen, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen. In der Fachzeitschrift „Philosophical Transactions of the Royal Society“ berichten sie von ihren Erkenntnissen: Die Forscher haben beobachtet, dass Menschen in Laborversuchen bei Angst dazu neigten, strukturierter und mit Wiederholungen zu handeln.

Daraufhin haben sie Experimente mit Menschen auf Mauritius gemacht. Die Forscher lösten bei den Studienteilnehmern Angst aus, indem sie sie aufforderten, einen Plan für den Fall einer Naturkatastrophe zu erstellen, der von Experten bewertet werden sollte. Da Überschwemmungen und Wirbelstürme in dieser Gegend reale Bedrohungen darstellen, war dies eine Stress auslösende Aufgabe. Danach beging eine Hälfte der Gruppe ein übliches religiöses Ritual im örtlichen Tempel, während die andere Hälfte sich nur an einem neutralen Ort im Sitzen entspannte. Die Forscher beobachteten, dass die Aufgabe in beiden Gruppen Stress ausgelöst hatte, das religiöse Ritual führte aber dazu, dass dieser sich stärker verringerte.

Der Anthropologe Prof. Dimitris Xygalatas von der Masaryk University erklärt dies folgendermaßen: „Rituale helfen, Angstzustände zu reduzieren, indem sie dem Gehirn ein Gefühl für Struktur, Regelmäßigkeit und Vorhersehbarkeit vermitteln.“ Die Wiederholungen und der gewohnte Ablauf vermitteln ein Gefühl der Kontrolle, was dabei helfe, Stress abzubauen. So könnten Rituale auch ein Weg sein, um mit chronischer Angst umzugehen.

ZOU