RSV und Grippe: Plätze auf Kinderintensivstationen knapp

PZ | 29.02.2024

Wegen der RSV- und Grippewelle sind die Plätze auf Kinderintensivstationen derzeit wieder knapp. Darauf weist die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin hin und fordert die Ständige Impfkommission (STIKO) auf, die Impfempfehlungen zu überarbeiten.
RS- und Influenza-Viren können für Babys und Kleinkinder gefährlich werden. image.originalResource.properties.copyright

Weniger als ein Bett pro Standort ist in Deutschland aktuell auf Kinderintensivstationen frei. Das ergab eine Ad-hoc-Umfrage der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), an der sich 91 Kliniken deutschlandweit beteiligten. „Aufgrund des eklatanten Pflegemangels sowie akuter Krankheitsausfälle des Personals waren am Stichtag nur 65 Prozent der pädiatrischen Intensivbetten überhaupt in Betrieb“, heißt es in einer Mitteilung der DIVI. Knapp 40 Prozent dieser betreibbaren Betten würden für Kinder mit schweren Verläufen von Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytialvirus (RSV) oder anderen saisonal bedingten Infekten benötigt.

Nach Ansicht der Fachgesellschaft könnten Impfungen der Kinder gegen RSV und Grippe die begrenzten Ressourcen der Kindermedizin schonen und die kritische Situation im Winter entspannen. „Die Möglichkeiten sind da. Wir müssen sie nur ergreifen“, appelliert Professor Dr. Florian Hoffmann vom Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die DIVI fordert deshalb die STIKO auf, nach kritischer Analyse der Datenlage Empfehlungen für RSV- und Influenza-Impfungen für Kinder auszusprechen. Zum Hintergrund: Gegen RSV stehen seit Kurzem ein Impfstoff und eine passive Immunisierung zum Schutz für Kinder zur Verfügung, werden aber kaum eingesetzt, weil es aktuell noch keine offizielle Empfehlung und damit keine geregelte Kostenübernehme für die Impfstoffe gibt.

In anderen Ländern ist die Situation anders. „Wir beobachten die Strategien im Ausland gerade sehr genau“, sagt Hoffmann. In Frankreich, Luxemburg, Spanien und den USA wird bereits seit Längerem eine Influenza-Impfung für Kinder empfohlen. Zudem erhalten Säuglinge in den genannten Ländern seit dieser Saison eine nur einmal notwendige passive Immunisierung gegen RSV. Hier gebe es erste Ergebnisse, die sehr vielversprechend seien. Einer Untersuchung aus Luxemburg zufolge ist die Rate schwerer RSV-Erkrankungen in dem Land deutlich gesunken, seitdem ab Oktober 2023 alle Neugeborenen den Antikörper zur Prophylaxe einer RSV-Infektion erhielten und auch ältere Kinder zum Teil immunisiert wurden.

Aufgrund der fehlenden STIKO-Empfehlung ist die RSV-Impfung bislang keine Regelleistung der Gesetzlichen Krankenversicherung. Dennoch bieten bereits mehr als 25 Krankenkassen, das entspricht knapp einem Viertel der gesetzlichen Kassen, ihren Versicherten eine Impfung auf freiwilliger Basis an.